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 Grenzen die ich beachten muss…  

 Gott nicht provozieren...

Einleitende Bemerkung zu «Grenzen, die ich beachten muss»:

  • Was wir im Bereich «Impulse auf dem Weg; Den Willen Gottes erkennen; speziell Hingabe an Jesus Christus» betrachtet haben, gilt für hier wie als Vorspann.
  • Das Ziel für einen Christusnachfolger nach dem Neuen Testament ist «Das Hinwachsen zu Jesus Christus», Ihm – Jesus Christus unserem Vorbild – ähnlicher zu werden. Veränderung.
  • Die Richtung für einen Jesusnachfolger ist also vorgegeben. Zurück in das Alte, also der Gesinnung vor der Hinwendung zu Jesus Christus, entspricht nicht dem Willen Gottes – das Neue Testament spricht dann, wenn ein Mensch wieder nach den Prinzipien der Welt leben will/wird, von «fleischlicher Gesinnung»
  • Hier nochmals einzelne Schriftstellen von dem Apostel Paulus zu dem Thema Veränderung/Heiligung und dass ein Jesusnachfolger nun sein Leben auf Gott ausrichten soll (Römer 6,19; 12,1-2; 1Thess 4,3). 

 

 

Keine Gemeinschaft mit der Finsternis mehr suchen: 

Gott nicht provozieren heisst, seine Gnade, die er mir durch das stellvertretende Opfer von Jesus Christus für meine Schuld zugewendet hat, nicht zu provozieren. Provozieren in dem Sinne, dass ich diese Gnade nicht schätze, nicht achte – also als «billige Gnade» erachte. 

  • Denn dass Christus stellvertretend für mich am Kreuz gestorben ist, hat ihn /Jesus Christus) alles gekostet – sein Leben.
  • Oben haben wir soeben nochmals gelesen, dass das Ziel eines Jesusnachfolgers Veränderung ist. Veränderung in dem Sinne, dass unser Denken und Handeln immer mehr dem Wesen von Christus entsprechen soll
  • Wenn ich dies nicht beachte, entferne ich mich in der Beziehung von Gott. Er ist weiterhin da, aber er wird dich und mich die Konsequenzen/Folgen von diesem Ungehorsam spüren lassen. Wie genau er das tut, kann ich dir nicht sagen. Dies wird er so tun, wie er dies für gut erachtet, weil er dich und mich wieder an den Punkt zurückführen möchte, wo wir wieder bereit sind, auf ihn zu hören und auf den «Guten Weg» mit ihm weitergehen. 

 

 

Kurzer Rückverweis auf das Thema in Bereich «Impulse auf dem Weg», Wille Gottes erkennen, Abgrenzung gegenüber der Macht der Finsternis:

Wir haben in dem Bereich «Impulse auf dem Weg; Den Willen Gottes erkennen; Abgrenzung gegenüber der Macht der Finsternis... ja gesehen (oder kannst du dort nachlesen), dass die Christen in Korinth Gott provoziert haben

In 2Kor 6,11-18 geht Paulus auf Bereiche ein, wo die Korinther offenbar Gott provoziert haben. Diese Provokation kommt dadurch zum Ausdruck, dass sie weiterhin «Gemeinschaft» mit der Macht der Finsternis suchen/pflegen. Das ist nicht gut und führt von Gott weg. 

 

Den Fallen, die uns aus dem Fluss des «Reiches-Gottes-Herzens» hinausziehen wollen, widerstehen:

Wenn wir die Lehre von Jesus Christus in seiner wohl bekanntesten Predigt, der Bergpredigt, lesen/hören, dann wird wirklich klar, dass Jesus wusste, was in dem Menschen war (Mk 2,8; Joh 2,25). 

 

Dallas Willard schreibt in «Gott – Du musst es selbst erleben, S. 326ff», dass Jesus uns in Matthäus 6 auf die beiden wichtigsten Dinge aufmerksam macht, die ein Leben des ständigen Kontaktes mit Gott und des gesunden Wachstums im Reich Gottes blockieren und beeinträchtigen können:

 

 

Es handelt sich um den Wunsch nach Anerkennung durch andere…

In dem Textabschnitt von Matthäus 6, 1-18 finden wir in den Versen 9-13 das uns bekannte VATERUNSER-Gebet. Umrahmt von dieser Textstelle finden wir aber auch Hinweise von Jesus Christus, wie der Mensch (auch der religiöse Mensch) sich Anerkennung durch andere Menschen sucht. 

Aber der Wunsch des Menschen nach religiöser Anerkennung oder einem entsprechenden guten Ruf, zieht uns sofort in die Gerechtigkeit der Schriftgelehrten und Pharisäer hinein, denn dieses Verlangen konzentriert sich immer ganz und gar auf das äusserliche Handeln, nicht auf die Quelle des Handelns in unserem Herzen. Hier nun einzelne Zitate von D. Willard aus Gott – Du musst es selbst erleben:

 

  • Seite 237/328: «Der menschliche Hunger nach Titeln und nach Preisen – auch religiöser Art – ist erstaunlich. Die Prahlerei und Selbstdarstellung, das fast routinenmässige «Aufpauschen» von Qualifikationen und Lebensläufen und vieles mehr, was in unserer Kultur der Selbstwertschätzung als normal gilt, gehört zu einem Leben, das sich der Gegenwart Gottes, vor dem wir stehen, nicht bewusst ist.»
  • Ebenfalls auf Seite 328: «Die Kinder des Reiches Gottes dagegen sollten mit dem nichts zu tun haben. Lasst euch nicht mit Professor oder Doktor ansprechen, sagt Jesus, denn ihr habt nur einen Lehrer, und ihr seid alle Schüler. 
  • Seite 329: «Jesus gibt uns zu Beginn seiner Ausführungen in Mt 6,1 eine Richtlinie an die Hand: Seht zu, dass ihr eure Gerechtigkeit (dikaiosynê) nicht vor den Menschen zeigt, um von ihnen gesehen zu werden. Sonst will euer Vater, der Eine in den Himmeln, nichts damit zu tun haben.»

 

Das ist also die erste «Falle», in die wir hineinlaufen können. Fallen, das wissen wir, die möchten uns gefangen nehmen oder uns einer Freiheit oder Gewissheit berauben. 

Wenn wir also unseren Glauben, unseren Dienst, vor Menschen praktizieren mit der Motivation, dass wir gesehen werden, dass wir im Zentrum stehen und gesehen werden und damit uns und unsere Frömmigkeit darstellen wollen, ist das Quatsch. Jesus sagt dies nicht so krass, wie ich es jetzt formuliert habe. Aber es ist unsinnig, denn nach den Aussagen von Jesus tun wir diesen Dienst ja dann nicht für Gott, auch nicht für andere Menschen, sondern für uns selber – Falschheit oder Heuchelei könnte man dies auch nennen. 

 

In der zweiten Falle, die uns von dem guten und geraden Weg mit Gott wegführen kann, ist der Wunsch, uns mit materiellem Wohlstand abzusichern:

Dieser zweiten «Falle» widerstehen zu können, scheint auch für uns Christen eine grosse Herausforderung zu sein. 

Denn – egal über welches Thema oder Ziel in Beruf, Freizeit, Haus, Ferien oder über welche «irdischen Annehmlichkeiten» wir reden – es geht fast immer um die Frage, welche Möglichkeiten wir haben – konkret um Geld. Die Medien zelebrieren uns, wie Menschen mit Erfolg und viel Geld bejubelt, ja fast angebetet werden. 

Im Abschnitt, Matthäus 6, 19-34, geht Jesus auf die falsche Sicherheit in unserem Leben ein. Klar, Geld und Besitzt zu haben macht nicht unbedingt glücklich – es kann aber eine gewisse Beruhigung für das alltägliche Leben und unseren Lebensunterhalt beinhalten. Auf jeden Fall gibt Geld/Reichtum uns Möglichkeiten, die wir sonst nie hätten. Ob dieser Reichtum dann auch glücklich macht, das ist dann eine andere Frage. Die Berichte in den Medien und die Scheidungsquoten von diesen Personen spricht eine andere Sprache.

Jesus macht in dem Abschnitt klar, dass Sicherheit in Form von Geld und Besitz Schätze sind, die keinen ewigen Wert haben. Weil wir aber ohne Geld auf dieser Erde gar nicht existieren können, ist dieses Thema für uns besonders schwierig und da kommt ja auch noch die Frage: «Wann ist genug, genug»? 

 

Auch zu dieser Frage möchte ich Dallas Willard zitieren: 

  •  Seite 350: «Jesus warnt uns weiter davor, unsere Sicherheit ausserhalb des Reiches Gottes zu suchen, indem er uns etwas über unsere Schätze lehrt. Schätze sind Dinge, die wir behalten wollen, weil wir ihnen einen Wert beimessen. Es kann sein, dass sie an sich wertlos sind, und trotzdem geben wir uns grosse Mühe, sie zu schützen.»
  • Seite 353: «Das Erste, was Jesus uns über Schätze sagt, ist, dass es keine kluge Strategie darstellt, diese ´auf der Erde´ zu sammeln. Irdische Schätze können von Natur aus nicht intakt gehalten werden. Denn hier werden sie ´von Motten und Rost zerstört und von Dieben gestohlen, die Löcher durch die Wände graben´(Mt 6,19)». 
  • Seite 354: «Die Weisheit Jesu besteht also darin, dass wir ´Schätze im Himmel sammeln´ (Mt 6,20), wo die Kräfte der Natur und die menschliche Bosheit ihnen nicht schaden können. Dies bedeutet, dass wir unser Handeln darauf ausrichten sollen, im Bereich des Geistlichen, das von Gott regiert und aufrechterhalten wird, Gutes zu bewirken. Investieren wir also in das, was Gott tut, denn das kann nicht verloren gehen.»
  • Seite 356: «Wenn die Schätze eines Menschen im Reich Gottes liegen, sieht er alles in seinem wahren Wert und seiner wahren Beziehung. Wessen Schätze aber ´auf der Erde´ sind, sieht alles aus einer verzerrten Perspektive, die ihn systematisch in die falsche Richtung führt. 

 

 

Schlussbemerkung: 

Es ist nicht einfach, diesen beiden «Fallen», die uns den Fokus auf das Wesentliche, auf das, was in Ewigkeit bleibt, zu legen. 

Martin Luther bringt das, was Jesus über das Geld/Schatz sagt, in seiner Übersetzung von Mt 6,21 treffend zum Ausdruck:

 

Denn wo euer Schatz ist, da ist auch euer Herz.

 

 

Willard schreibt weiter, S. 358 & 359: «Der Schatz im Himmel ist für uns auch jetzt schon verfügbar… Von meinem Schatz in den Himmeln kann ich meine heutigen Bedürfnisse stillen… Mein Leben ist selbst jetzt in Wahrheit ´verborgen mit Christus in Gott´(Kol 3,3). Mein Schatz im Himmel besteht nicht nur in dem wenigen, das ich dort oben angelegt habe. Es ist das, was ich dort liebe und worauf ich meine Sicherheit und mein Glück dort gründe. Es ist Gott, der ´meine Zuflucht und Stärke ist, eine stets gegenwärtige Hilfe in Zeiten der Not´" (Ps 46,2). 


 Leid bleibt ein Thema ...

Ja, Leid bleibt ein Thema. In meiner Tätigkeit als Pastor habe ich über kein Thema so viel gepredigt wie über das Thema Leid. Dies, weil Leid und Schmerz mit zu unserem Leben gehört – sozusagen die Folge des Sündenfalles ist - und selbst wir Christen die Folgen des Sündenfalles mit den Auswirkungen von Leid, Schmerz, Vergänglichkeit und letztlich der irdische Tod eine Realität ist. 

 

Weiter drängte und drängt sich das Thema Leid immer wieder auf, weil es auch «falsche Standpunkte/Falsche Lehren» über das Thema Leid gibt. Am Anfang möchte ich drei Leitsätze formulieren. Die ersten zwei Leitsätze unterstütze ich nicht – das sind aus meiner Sicht Irrlehren. 

 

Leitsatz Eins: Jesus ist für unsere Krankheit und Leid am Kreuz gestorben, deshalb hat er nach Jesaja 53, 4-5 all unsere Schmerzen auf sich genommen und ein gläubiger Christ und Krankheit schliessen sich deshalb aus.

  • Natürlich stimmt die Aussage in Jesaja 53, 4-5, dass der Messias all unsere Schmerzen und Krankheiten auf sich nahm.
  • Weiter stimmt auch die Aussage, dass die Strafe (die uns gegolten hätte), Gott auf ihn (auf Christus) gelegt hat und wir durch seine Wunden geheilt sind. 
  • Nun ist es aber so, dass Heil/Heilung in der Schrift eine vielfache Bedeutung hat und es steht in Jesaja 53 nicht, dass körperliche Heilung schon während unserer Erdenzeit vollkommen eintreten wird.

 

Fazit: Personen, Gruppen, Sondergruppen, welche behaupten, dass dort, wo bei Christen weiterhin Leid und Schmerzen vorhanden sind, nicht vollkommen im Willen Gottes leben würden oder in ihrem Leben noch Sünde sein muss, erheben sich als Richter über andere Menschen und auch über die Schrift – denn wir haben soeben belegt, dass Jesaja 53, 4-5 kein Beleg dafür ist, dass all unsere Krankheiten schon während dieser Erdenzeit verschwinden können. Es ist eine seelische Grausamkeit und unbarmherzig, wenn solche Behauptungen wie eben beschrieben aufgestellt werden.

 

 

Leitsatz Zwei: Dort wo Menschen/Christen Krank sind oder schwere Schicksalsschläge erleben, muss sich in ihrem Leben schwere Sünde ereignet haben oder noch Sünde vorhanden sein. 

  • Entgegnen können wir z. B. mit Johannes 9, 1ff. Die Jünger waren der gleichen Überzeugung wie in diesem zweiten Leitsatz. Aber Jesus machte klar, dass die Folgen der Blindheit des Blindgeborenen nicht er selber oder eine Sünde der Eltern der Grund für dieses Leiden wäre, sondern …»dass die Werke Gottes offenbar werden an ihm» (Joh 9,3b).
  • Die meisten von uns würden Paulus sicher als einen vollmächtigen Gottesmann bezeichnen. Und doch – in 2Tim 4,20 berichtet Paulus, dass er den Trophimus in Milet «krank» zurücklassen musste.
  • Zu der Aussage, dass Jesus immer alle heilte, empfehle ich einmal den Text in Johannes 5, 1-5 zu lesen. Hier steht in Vers 3, dass viele Kranke, Blinde, Lahme, Ausgezehrte… in den Hallen lagen und Jesus heilte nur den einen Mann, der dort achtunddreissig Jahre krank lag. Steht in deiner Bibel da mehr? In meiner nicht.

 

 

Leitsatz Drei: Krankheit und Leid ist eine Folge des Sündenfalles und endet auch mit der Hinwendung des Menschen zu Christus nicht. Gott/Jesus Christus kann Heilung in einzelnen Leiden in unserem Leben schenken, aber wenn Heilung nicht eintritt, liegt es bei der Souveränität Gottes oder dass er andere Pläne für mein Leben hat. Diesen Leitsatz unterstütze ich voll und ganz.

 

Da es sich hier um ein sehr komplexes und schwieriges Thema handelt, füge ich einzelne Zitate von verschiedenen Autoren und unten am Schluss dieser Einheit auch hilfreiche Literaturempfehlungen hinzu. 

 

Dr. Wolfgang J. Bittner; Bist du es Gott? Keine Antwort, dafür Begegnung mit Gott!

Bittner geht auf die Frage des «Warum» -warum es dem Gottlosen so gut geht – Kontext von Psalm 73. Asaph, der Verfasser des Psalmes erlebt Schwierigkeiten, Anfeindung und Mühsal. Bittner schreibt, S. 70f:

«Der Weg des Psalmbeters ist in vieler Hinsicht dem des Hiob sehe ähnlich – trotz aller Verschiedenheit. Der Beter erfährt eine Begegnung, aber er erhält keine Antwort auf seine Frage. Das ist auch bei Hiob so. Als Leser erfahren wir, dass hinter dem Unglück, das Hiob trifft, ein himmlischer Streit zwischen Satan und Gott steht, in dem es um die Ehre Gottes geht: Hiob halte sich doch nur darum zu Gott, weil es ihm dabei gutgehe.»

«Wäre es denn nicht sinnvoll gewesen, Hiob über jene himmlische Auseinandersetzung und über die Frage nach Gottes Ehre zu informieren, um ihm wenigstens nachtäglich zu zeigen, worum es in seinem Leben gegangen war? Gerade das geschieht nicht! Was bedeutet das? Die Lösung, die Hiob zuteil wird, ist die unmittelbare Begegnung mit Gott. Wenn sie erfahren wird, dann kann es zwar sein, dass Gott auch dem Denken seine Befriedigung verschafft, aber das muss nicht sein. Eine Begegnung wiegt immer schwerer als das Denken! Was in einer Begegnung geschieht, wird durch Denken nie eingeholt. Es hat und behält seine Bedeutung, auch wenn es nicht verstehbar wird und oft nicht einmal wirklich aussagbar ist.»

«Es wird ruhig in einer erfahrenen Begegnung. Es mag sein, wie es bei Hiob geschieht, dass nur die Frage selbst, die zuvor doch das ganze Leben in Atem hielt, gleichsam ad acta gelegt werden kann. Nicht gelöst, aber was soll das nun? Die vorher so zentrale Verstehensfrage verliert durch die Begegnung ihre Dringlichkeit.»

 

C. S. Lewis; Über den Schmerz; S. 111 & 116

Lewis geht auf S. 111 auf die Aussage ein: «Glückselig sind wir, wenn wir Verfolgung leiden.»

Sein Zitat, S. 111: «Wenn aber Leiden gut ist, sollte es dann nicht eher gesucht als gemieden werden? Darauf antwortete ich, Leiden ist in sich selbst nicht gut. Das Gute in aller Erfahrung von Leid besteht für den, dem es widerfährt, darin, dass er sich dem Willen Gottes unterwirft; und das Gute für den Zuschauer ist, dass er durch das Leid zu Mitgefühl und Erbarmen geführt wird. In der gefallenen und teilweise erlösten Welt können wir unterscheiden: erstens das an sich Gute, das von Gott herkommt; zweitens das an sich Böse, das von den rebellierenden Geschöpfen stammt; drittens die Benutzung des Bösen für die göttliche Zielsetzung der Erlösung, wodurch viertens jenes komplexe, vielschichtige Gute zustandekommt, worin auch das Leid, sofern es angenommen, und die Sünde, sofern sie bereut wird, einbegriffen sind.»

 

Zitat, S. 116: «Die christliche Lehre vom Leid erklärt, glaube ich, eine sehr merkwürdige Tatsache in Bezug auf die Welt, in der wir leben. Gott hat uns, rein durch die Beschaffenheit dieser Welt, das stabile Glück und die beständige Sicherheit vorenthalten, die wir alle wünschen; aber Freude, Vergnügen und Fröhlichkeit hat Er breiten Wurfes ausgesät. Wir sind niemals sicher - und doch haben wir Spass die Menge, und auch Entzückung ist nicht selten. Das Warum ist unschwer zu erkennen. Die Sicherheit, nach der wir uns sehnen, würde uns dazu verleiten, uns in dieser Welt zur Ruhe zu setzen; sie würde ein Hindernis sein für unsere Rückkehr zu Gott.» 

 

 

Wolfgang Kraska; Biblische Basics; Glauben, Verstehen, Erleben; S. 173/174:

«Es ist die Liebe Gottes, die Jesus am Kreuz sterben lässt – mit dem einen Ziel, dass Menschen wieder zu Gott finden und ihm in Liebe nachfolgen können. Aber Gott tut nicht so, als sei nichts geschehen. Er lässt sein und unser Leiden zu. Ja, aber, mag man an dieser Stelle fragen, ist Gott den so in seinen eigenen Prinzipien gefangen, dass er dafür den Krebstod der jungen Mutter oder gar den millionenfachen Mord von Auschwitz in Kauf nimmt?

Jeder irdische Vater würde zwar seinen Sohn aus pädagogischen Gründen die Folgen seines Fehlverhaltens tragen lassen – aber doch nur bis zu dem Punkt, an dem der Sohn massiven Schaden nähme. Ist Gott unbarmherziger als wir Menschen? Lässt er uns die Folgen des Sündenfalles ohne Gnade auskosten? Kann das ein Gott der Liebe sein? Oder, noch schärfer gefragt: Gibt es diesen Gott der Liebe überhaupt? Hier – erst her! – sind wir am wirklichen Kern des Problems. 

Wenn wir daran festhalben, dass Gott Macht hat und seinem Wesen nach Liebe ist, dann muss es ein letztes Geheimnis geben, das wir nicht verstehen. Die uns so hart erscheinende Konsequenz Gottes hängt offensichtlich mit seinem uns letztlich verborgenen Wesen zusammen. Es geht um Gottes Heiligkeit.»

 

 

Wir dürfen wissen, dass Gott treu ist – egal, ob wir Heilung von Krankheit erfahren oder ob wir Freude, Gesundheit und Gelingen in unserem Alltag erleben dürfen. Gott die Treue halten – zu diesem Stichwort schreibt Marcel Rebiai in «Gott Schauen – Andachten für jeden Tag am 29.12. folgendes (Ausgangstext Hebr. 11,33-34; 36-37):

 

«33 Diese haben durch den Glauben Königreiche bezwungen, Gerechtigkeit geübt, Verheißungen erlangt, Löwen den Rachen gestopft,

34 des Feuers Kraft gelöscht, sind der Schärfe des Schwerts entronnen, aus der Schwachheit zu Kräften gekommen, sind stark geworden im Kampf und haben fremde Heere in die Flucht geschlagen.

36 Wieder andere haben Spott und Geißelung erlitten, dazu Fesseln und Gefängnis.

37 Sie sind gesteinigt, zersägt, durchs Schwert getötet worden; sie sind umhergezogen in Schafpelzen und Ziegenfellen; sie haben Mangel, Bedrängnis, Misshandlung erlitten.

 

… Wir treffen hier zwei Gruppen von Menschen. Die eine Gruppe erfuhr das Eingreifen Gottes in Vollmacht: Sie schlugen Armeen in die Flucht, besiegten Königreiche im Alleingang, geboten den Elementen – ihr Glaubensweg war eine eindrückliche Erfolgstory. 

Die Menschen der zweiten Gruppe hingegen waren dauernd auf der Flucht, gefangen, gefoltert, ohne festes Zuhause. ´Sie, deren die Welt nicht wert war, sind umhergeirrt in Wüsten, auf Bergen, in Höhlen und Erdlöchern´, heisst es über sie in Hebräer 11,38. Das klingt deutlich weniger attraktiv. Aber sie alle, ob sie nun Wunder taten oder verfolgt wurden, machten ihr Vertrauen auf Gott nicht abhängig von ihren Lebensumständen. Sie liessen sich nicht verbittern, wurden nicht hoffnungslos und blieben Gott auch unter Druck treu. Sie wussten: Wir werden einen guten Lohn erhalten für unsere Mühen, das Wort ist wahr: ´Er, der die Verheissung gegeben hat, ist treu´» (Hebräer 10:23). 

 

Als Abschluss zum Thema Leid kannst du hier eine Zusammenfassung einer Predigt von mir zum Thema «Mut zur Reife, trotz Krankheit, Schmerz und Leid ansehen. 


 Laufe nicht an der Grenze ...

In meiner Jugendzeit, im Kreis der christlichen Jugendgruppe, war oft die Frage: «Was darf ein Christ alles nun nicht mehr tun?»

 

  • Rückblickend muss ich sagen, dass diese Fragestellung falsch war – falsch ist.
  • Das Kriterium sollte nicht sein, dass ich mich an einer «Grenze» orientiere, sondern an dem Zentrum – an dem «geraden Weg», christuszentriert leben.
  • Mein Ziel sollte es sein, am Ende des Lebens und dem Urteil von Jesus über meinem Leben, dass ich in der Ewigkeit bei ihm sein kann… und wenn ich «in ihm bleibe», also «im Licht lebe», dann ist das, was ausserhalb von einer Lebensweise eines Christenlebens für mich verlockend sein kann ja gar nicht mehr attraktiv genug, denn es ist irdisch, vergänglich, nichtig.
  • Wachet…, lernen wir aus dem Gleichnis der törichten und klugen Jungfrauen in Matthäus 25. 

 

»Seid also wachsam!«, schloss Jesus. »Denn ihr wisst weder den Tag noch die Stunde im Voraus« (Mt 25,13). 


 Kann ich mich von Gott abwenden ...

Ja klar, das kann ich. Wenn ich das ganz bewusst, willentlich und unterstützend und bestätigend durch meinen Lebenswandel  lebe, kann ich mich so von Gott abwenden.


 Kann Gott sich von mir abwenden ...

Theologisch ist dies ein sehr umstrittenes Thema. Umstritten in dem Sinne, dass es Stimmen dafür und welche dagegen gibt. Es gibt auch Schriftstellen, die dies andeuten können und andere, die behaupten, dass die Treue von Gott zu mir höher wäre als meine Treue zu ihm (vgl. z. B. Johannes 10, 27-30). 

Aber gerade hier in Joh 10,27-30 ist ja die Rede von den Schafen/Menschen, die auf seine Stimme hören. Was aber ist, wenn ich mich willentlich abwende, nicht mehr auf seine Stimme hören will?

 

  • Wenn ich ihm willentlich absage, mich von ihm Abwende.
  • Gott respektiert meine Entscheidung, das ist sicher.
  • Dass er weiter versucht mich anzusprechen, mich zurück-zu-gewinnen, das denke ich auch. 
  • Aber letztlich wird er meine Entscheidung respektieren.

 

 

Schlussbemerkung: 

Es gibt verschiedene Standpunkte zu den Themen, ob ich mich von Gott abwenden oder er sich von mir abwenden kann. 

In der Bibel gibt es für beide Standpunkte Schriftstellen, die den jeweiligen Standpunkt bestätigen können. Aber… es muss ja gar nicht soweit kommen. Es sollte meine Bemühung sein, mich am Zentrum zu orientieren und nicht an der Grenze. Zudem ist es wichtig festzuhalten, dass Gott allwissend ist und dass er letztlich am Ende der Zeit mein Leben, meinen Lebenslauf bewerten wird.

 

 

Hilfreiche Literatur für weitere Vertiefung in das Thema:

  • Dallas Willard; Gott – Du musst es selber erleben
  • C. S. Lewis; Über den Schmerz
  • Philipp Yancey; Wo bist du Gott in meinem Leid?
  • Ronald Dunn; Wenn Gott schweigt
  • Richard Forster; TABU – Geld, Sex & Macht im Leben von Christen
  • T. Keller; Gott im Leid begegnen
  • Jeff Manion; Zwischenland – Halt finden in Zeiten des Umbruchs
  • James Dobson; Wenn du Gott nicht mehr verstehst
  • Wolfgang J. Bittner; Bist du es Gott? Liebe, Leid, Ungerechtigkeit
  • Wolfgang Kraska; Biblische Basics; Glauben, Verstehen, Erleben


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