Mit Ausdauer auf dem Weg bleiben...
An/In Jesus Christus bleiben
Mit Ausdauer auf dem Weg bleiben beinhaltet natürlich zuerst, auf dem Weg mit Gott, mit Jesus Christus zu bleiben:
- Das «Bildwort Weg» assoziiert bei uns ja auch das «Bleiben», das «Unterwegs» sein, ohne davon zu lassen, nicht auf einen anderen Weg zu wechseln.
- Ein «Weg», eine «Strasse» geht in eine ganz bestimmte Richtung und hat einen Anfang und auch ein Ziel, wohin dieser führt.
- In der christlichen Literatur wird ja «Der Weg des Glaubenden» auch in diesem Sinne verstanden und in den Evangelien, der Apostelgeschichte und der Briefliteratur wird in vielfacher Weise darauf hingewiesen. Da denken wir natürlich zuerst an die Aussage von Jesus, der von sich sagt, dass er der Weg, die Wahrheit und das Leben ist (Johannes 14,6). Weiter sprach Jesus von einem breiten und schmalen Weg/Pfad/Strasse, den die Menschen gehen können (Mt 7,13-14) und meint damit natürlich mit dem Schmalen Weg den Weg hier auf der Erde, der auch mit einem Verzicht auf diesseitige Begierden oder Ziele und andererseits mit dem Breiten Weg, der nicht nach dem Willen Gottes trachtet ausgerichtet ist.
- Im frühen Christentum wurden die Christen auch als «die des Weges/Anhänger des Weges» bezeichnet (Apg 9,2). Und wir reden ja auch oft mit dem Wortschatz «Anfang des Weges», dem «Lebensweg», dem «Glaubensweg» oder sogar dem «Ende des Lebensweges».
- In den Evangelien geht es darum, dass Menschen «auf den Weg mit Gott finden» und in der Briefliteratur wird in besonderer Weise durch die Beschreibung und Ermahnung das Augenmerk auf das «Bleiben auf dem Weg» gerichtet. In den folgenden Ausführungen will ich auf einzelne Aspekte/Haltungen hinweisen, die mir uns können, an/in Jesus Christus zu bleiben.
Gestärkt, Genährt - In Verbindung mit Jesus bleiben:
Eines der stärksten Sprachbilder/Illustration von Jesus Christus, um die Verbindung von einem Jesusnachfolger* mit ihm zu beschreiben, ist das Bild von dem Weinstock und der Rebe (Traube) in Johannes 15.
- In/an Jesus Christus bleiben ist die Voraussetzung und Bedingung, um Frucht und Wachstum im persönlichen Leben bekommen zu können (Joh 15,5). Ohne diese Verbindung kann ich nicht für mich in Anspruch nehmen, dass ich «in Jesus Christus bin».
- Wenn wir (nach den Aussagen von Jesus Christus in Joh 15,7) in ihm bleiben – also in Verbindung mit ihm bleiben, dann dürfen wir auch erleben, dass er auf unsere Gebete, unsere Bitten reagiert.
Curtis C. Mitchell schreibt in seinem Buch «Jesus als Beter», S. 99 dazu:
«Die Gebetsbedingung des Bleibens bedeutet eine nahe und innige Gemeinschaft zwischen Christus und dem Gläubigen. Soviel man sich auch bemüht, dieses zu erklären – diese Gemeinschaft bleibt doch ein Geheimnis.
Man kann diesen Weg wohl ein Stück weit leben, doch letztlich muss man diese Wahrheit inwendig erfassen und verstehen. Es genügt nicht, diese Wahrheit zu erklären - sie muss erfahren und ausgelebt werden.»
Bleiben - Verbindung nicht unterbrechen:
Der griechische Begriff/Verb μένω= menõ kommt im Neuen Testament 93mal vor, davon 63mal in den Schriften von Johannes. Seine Bedeutung ist dranbleiben, sich aufhalten, wohnen, bleiben.
Das Verb steht immer im Zusammenhang mit der Präposition «in», so dass der Begriff/Verb vollständig lautet: «bleiben in».
Der Begriff/Verb wird verwendet, um eine lebenswichtige Verbindung mit irgend jemand oder irgend etwas auszudrücken.
In den Schriften des Johannes wird er verwendet, um
die geistliche Beziehung zwischen Christus
und dem Vater und zwischen Christus
und den Gläubigen zu beschreiben.
«Bleiben in» spricht von einer innigen Verbindung zwischen zwei Personen und von der Unterordnung und Abhängigkeit untereinander und voreinander. Das bedingt auch, dass der eine unter der Macht und dem Einfluss des anderen steht.
Es scheint mir, in Christus zu bleiben bedeutet einfach, Christus und seiner Sache völlig hingegeben zu sein, ähnlich wie es Paulus in Römer 12,1b sagt:
«… Die einzige angemessene Antwort darauf ist die, dass ihr euch mit eurem ganzen Leben Gott zur Verfügung stellt und euch ihm als ein lebendiges und heiliges Opfer darbringt, an dem er Freude hat. Das ist der wahre Gottesdienst, und dazu fordere ich euch auf.»
Wer sich so völlig hingegeben hat, wird auch in Christus bleiben. In Christus zu bleiben heisst, sich ihm anzupassen, sich auf ihn einzustellen zu einer untergeordneten Gemeinschaft mit ihm.
Es ist ein Bleiben im Vertrauen auf ihn, ein Offensein für ihn, um von ihm beständig Lebenskraft zu empfangen und reichlich Frucht zu bringen. Ein Gläubiger bleibt in ihm, wenn er sich entscheidet, bewusst von Jesus Christus abhängig zu sein, weil das die Bedingung für ein fruchtbares Christsein ist.
Für das «Bleiben in Jesus Christus» und dass geistliches Wachstum entstehen kann, ist ein Rhythmus von «Ruhe und Arbeit» notwendig.
Mike Breen macht in dem Buch in «Eine Jüngerschaftskultur aufbauen, S. 97/162» darauf Aufmerksam, dass das von Gott in der Schöpfungsgeschichte und in den Geboten von Gott an sein Volk gegebenes Prinzip von «Ruhe und Arbeit», nicht nur ein Gebot von Gott, sondern eine Voraussetzung, damit geistliches Wachstum entstehen kann. Er formuliert es so (S. 162):
«Wie wir beim Halbkreis – eben Ruhe und Arbeit – sehen, findet
Wachstum statt, wenn wir im Rhythmus zwischen
Bleiben und Fruchtbringen
hin- und herschwingen.»
John Ortberg weist in seinem Buch «Das Leben, nach dem du dich sehnst», S. 93f darauf hin, dass unser Leben an Qualität gewinnt, wenn wir das Tempo reduzieren. Er schreibt:
«Wir machen uns Sorgen, dass wir weniger schaffen, wenn wir uns nicht beeilen. Forscher haben allerdings längst herausgefunden, dass kein Zusammenhang zwischen hektischer Arbeitsweise und grösserer Produktivität besteht.
Wir werden merken, dass wir auch ohne Hektik überleben können – und dass es uns dabei besser geht. Wenn wir uns konsequent darum bemühen, werden wir zu gelasseneren Menschen werden.»
Prüfpunkte- woran ich und andere erkennen können, dass die Verbindung zu Christus da ist und gesucht wird:
Wir beschäftigen uns an dieser Stelle mit Texten aus dem 1. Johannesbrief. Der Apostel Johannes schreibt an Christen, die von Irrlehrern (Kp 2,18; 4,1ff) beeinflusst werden, welche die leibhaftige Existenz und Präsenz von Jesus Christus auf dieser Erde verneinen, oder jedenfalls daran festhalten, dass Jesus Christus nicht physisch für uns am Kreuz sein Blut gelassen hat. Es ist nicht möglich genau zu sagen, wie die Irrlehre aussah. Johannes sagt, dass es viele falsche Lehrer gab (2,18 & 4,1ff).
Im 1. Johannesbrief geht es deshalb um Gemeinschaft. Gemeinschaft mit Gott und echte Gemeinschaft unter Christen. An verschiedenen Anhaltspunkten/Prüfpunkte will uns der Apostel Johannes in seinem ersten Brief aufzeigen, woran wir prüfen können, ob ein Christ wirklich «in Jesus Christus ist/in Jesus Christus bleibt».
An folgenden Stellen im 1. Johannesbrief zeigt Johannes den echten Charakter des «In-Ihm-Bleibens» und die Folgen, wenn sie das tun:
- Kp 1, 4-10a: «In-Ihm-bleiben», damit wir Gemeinschaft mit ihm und echte Gemeinschaft untereinander haben können;
- Kp 2,6; 2,7; 2,11: Leben (wandeln= περιπατέω= peripateõ, was umhergehen, sich aufhalten, sein Leben führen bedeutet). Prüfpunkt, ob ich also «In Christus» bin, ist, ob ich nach dem Vorbild von Jesus Christus lebe.
- Kp 2,28: Ein weiteres Kennzeichen, ob ich «In-Ihm-bleibe», ist, ob ich in meiner Beziehung zu Christus oder frei und offen mit ihm reden kann, oder ob da Scham, Angst, ein «beschämt» vor ihn zu kommen da ist. Denn nach der Schrift würde der Heilige Geist Sünde aufdecken (Joh 16,8-11).
- Kp 3,6: Wer «In-Ihm-bleibt», der sündigt nicht ständig, d.h., er/sie dreht sich nicht ständig im gleichen Strudel/Begierde/Sünden, sondern es ist ein Wachstum im Glauben und der Standfestigkeit erkennbar.
- Kp 3,10-15; 4,16: Wer «In-Ihm-bleibt», der lebt und praktiziert die Nächstenliebe/Bruderliebe. Für Johannes ist praktizierte Bruderliebe/Geschwisterliebe der Prüfstein für echtes Christsein (4,16). Der Vorwurf von Johannes in 3,15, die Antichristen hassten die Brüder, kann ein Hinweis auf die Irrlehre der Gnosis sein, denn Vertreter dieser Lehre schauten entsprechend auf die «Nichteingeweihten» herab.
- Kp 3,14a: Wer «In-Ihm-bleibt», der hält seine Gebote.
- Kp 3,24b & 4,13: An den Früchten/dem Charakter wird sichtbar, ob ich «In-Ihm-bleibe», weil diese Frucht oder Veränderung nach dem Vorbild von Jesus Christus ein Werk des Heiligen Geistes ist.
Sprachbild/Beziehungsfeld- Ausdrucksform der paulinischen Christusmystik:
Für Paulus zerfällt sein Leben und analog auch das Leben jedes erst im reiferen Alter Gewordenen in zwei grosse, einander stark entgegengesetzten Perioden:
- Einst lebte er in einer Sphäre, die Sünde, Fleisch, Welt, Tod heisst;
- Jetzt lebt er in einer Sphäre, die am kürzesten und treffendsten durch die Formel «in Christus» charakterisiert und bezeichnet wird.
An allen Stellen, wo die Formel «in Christus» im prägnanten Sinne gebraucht ist, handelt es sich um das neue Leben (vgl. «in einem neuen Leben» Röm 6,4), das der Christ nun lebt, seit er Christ geworden ist – um seine Entstehung, seinen Bestand und seine Auswirkung.
Alfred Wikenhauser hält in «Die Christusmystik des Apostel Paulus», S. 28 fest:
«Wir sind also auf dem rechten Weg, wenn wir sagen: diese Formel bringt die neue Lebens- und Machtsphäre, in der der Christ steht, zum Ausdruck.»
Lernen, mit Ablehnung umzugehen:
Jesus treu bleiben, mich zu ihm stellen/bekennen, auch wenn dies im Freundeskreis, der Familie oder am Arbeitsplatz zur Ablehnung oder sogar zur Diskriminierung führen kann – das ist eine grosse Herausforderung.
Um mit dieser Tatsache umgehen zu können, scheint mir hilfreich an die Aussage von Jesus Christus in Joh 18,36 an seine Jünger neu zu hören:
«Jesus antwortete: Mein Reich ist nicht von dieser Welt; wenn mein Reich von dieser Welt wäre, so hätten meine Diener gekämpft, damit ich den Juden nicht überliefert würde, jetzt aber ist mein Reich nicht von hier.»
- Zuerst heisst dies, dass wir als Jesusnachfolger hier auf der Erde «Fremdbürger» sind.
- Weiter wird in der Aussage von Jesus auch sichtbar, dass er gegen Anfeindung und Ablehnung selber kämpfen musste, dass also die Diener/Engel auch uns diesen Kampf gegen die Prinzipien in dieser Welt, die anders sind als jene im Himmel, selber kämpfen müssen.
- Wenn Jesus diese Ablehnung erfahren hat, werden wir dies auch erleben.
Weiter hat Jesus angekündigt, dass seine Nachfolger von dieser Welt gehasst und abgelehnt werden (siehe dazu z. B., Mt 10,22; 24,9; Mk 13,13; Lk 21,17).
Paulus, Petrus und auch Johannes berichten uns, dass Ablehnung und Anfeindung mit zum Wesen der Christusnachfolge gehören:
- Paulus weist in 2. Korinther 4,7ff darauf hin, dass er (und dies wird somit auch uns treffen…) Bedrängnis und Verfolgung erlebt. Ja, in Kp 4,10 schreibt er sogar: «Auf Schritt und Tritt erfahren wir am eigenen Leib, was es heisst, am Sterben Jesu teilzuhaben.»
- Petrus schreibt in seinem ersten Brief an Christen, die Verfolgung erfahren und hält in Kp 1, 21 fest: «… denn dazu hat er euch berufen. Auch Christus hat ja für euch gelitten und hat euch damit ein Beispiel hinterlassen. Tretet in seine Fußstapfen und folgt ihm auf dem Weg, den er euch vorangegangen ist».
- Ja, und Johannes hat von Jesus Christus im Buch der Offenbarung von Jesus Christus Worte (Sendeschreiben) an verschiedene Gemeinden erhalten und da erwähnt Jesus Christus immer wieder die Formulierung «wer überwindet». Hier wird klar, dass Christen/Kirchen mit Widerstand rechnen müssen und dass der/die, welche im Glauben und Vertrauen zu Christus treu sind, Segen erfahren werden.
Schlussfolgerung:
Wir reden in unseren Kirchen und auch im Glaubensgespräch viel von dem Leiden, das Jesus Christus für uns auf sich genommen hat.
Aber wir vergessen oft, dass Ablehnung, Leiden, Benachteiligung um Jesu Willen mit zur Berufung des Christseins gehört.
Es ist also nicht immer eine Anfechtung und es muss auch nicht zwingend Sünde im Leben von einem Christen sein, wenn er/sie Leid erfährt, sondern es ist schlicht normal, dass dies Teil zur gefallenen Welt darstellt und dass auch ein Christ, ja dass besonders wir Christen mit Ablehnung rechnen müssen. Wenn wir dies Wissen, lernen wir geistlich zu kämpfen und «In-Ihm-bleiben» zu praktizieren.
Immer wieder bereit zu einer Standortbestimmung sein:
Auf dem Glaubensweg bleiben, dies ist sehr entscheidend, um im Glauben und Vertrauen mit Gott wachsen zu können. Aber wie stelle ich fest, dass ich mich positiv verändert habe, dass ich geistlich gewachsen bin?
- Ideal ist, wenn du ehrlich bist und immer wieder eine Standortbestimmung machst. Firmen, denen die Weiterentwicklung ihrer Mitarbeiter wichtig ist, führen regelmässig Standortgesprächen mit ihren Mitarbeitern durch.
- In meinem Glaubenslebensleben sollten wir ebenfalls bereit sein zu reflektieren und die Ergebnisse dann mit einer uns vertrauten Person besprechen und hören, was diese Person zu meiner Reflektion sagt.
- Ja, bin ich über eine gewisse Zeit geistlich gewachsen und habe an meinen Schwachpunkten gearbeitet?
Im Neuen Testament stelle ich zwölf Lernfelder/Bereiche fest, in denen die Bibel uns aufzeigt, wo ich mich in der Nachfolge, dem Charakter, meinem Verhalten positiv verändern kann – eben Christusähnlicher werden kann.
- In der Gnade (Röm 5, 20-21)
- Im Glauben (Mk 5,36)
- In verschiedenen Verhaltensweisen (Kol 3, 5-9)
- In der Vergebung (Mt 18,31-35)
- In der Liebe (Mk 12,28-31)
- Im Vertrauen und dem Lesen zum Wort Gottes (2. Tim3,16-17)
- In den Beziehungen (Hebr 10,24-25)
- Im Gebet (Phil 4,6-7)
- In der Grosszügigkeit (2. Kor 9, 6-7)
- Im Anliegen der Evangelisation (Mt 28,18-20)
- In der Barmherzigkeit (Gal 2,10)
- In der Berufung (Joh 4,34)
Damit es praktisch und konkret wird, kannst du die Vorlagen/Lernfelder ausdrucken und deine Standortbestimmung machen.
Sei ehrlich mit dir, sonst bringt dir dies ja nichts und besprich das Ergebnis mit einer dir vertrauten Person.
Es ist und bleibt ein geistlicher Kampf:
Einblick in die Einladung von Jesus in den Sendeschreiben: Überwinde…
Die «Sendeschreiben» im Buch der Offenbarung, welche Johannes von Jesus empfangen hatte, enthalten Lob und Tadel an die einzelnen Gemeinden.
Immer wiederkehrend finden wir die Einladung von Jesus an die Gemeinden, ihrem Auftrag als Jesusnachfolger treu zu bleiben. Jede Gemeinde hatte unterschiedliche Herausforderungen und deshalb war ihr geistlicher Kampf und Widerstand verschieden.
- Das Verb νικάω=nikáo, überwinden, besiegen, Sieger sein kommt in den Sendeschreiben in Kp 2,7.17.26; 3,5.12.21 und im Buch der Offenbarung an weiteren Stellen vor. Das Verb steht im griechischen Text im Präsens und Aktiv. Überwinden ist also nicht nur eine «gelegentliche» Angelegenheit, sondern hat mit viel Wachsamkeit und Präsens (gegenüber den Versuchungen, Irrlehren) zu tun.
- Die Gemeinden – und auch die Christenheit in der Endzeit – haben gegen verschiedene Strömungen, Widerstände, Irrlehren zu kämpfen und treu in der Nachfolge Jesu zu bleiben.
- Dies ist nur möglich durch das Festhalten an Jesus Christus, am Glaubensweg, einem Unterschied machen in der Lebensführung gegenüber den Menschen ohne Gott und den Versuchungen durch den Feind – also dem «Bleiben» in Jesus Christus und in der geistlichen Kriegsführung.
Rat von Paulus an Timotheus: fliehe, strebe, kämpfe…
Paulus gibt dem jungen Timotheus in 1. Timotheus 6,11 drei hilfreiche Voraussetzungen, um auf dem Glaubensweg zu bleiben: fliehe, strebe, kämpfe.
In 1. Timotheus 6, 11ff bekommst du Einblick in die Strategie (fliehe, strebe, kämpfe), die Paulus dem jungen Timotheus gibt.
Im Trainingszentrum bei Jesus Christus bleiben:
Ja, in/an Jesus Christus bleiben hat mit geistlicher Kampfführung zu tun, mit fliehe, strebe, kämpfe, so wie Paulus dies als geistlicher Vater dem jungen Timotheus ans Herz legte.
Klar ist es auch so, dass Gott durch den Heiligen Geist in/an uns wirkt. Ich muss dem Geist Gottes Raum/Einfluss geben (vgl. z. B. Gal. 5, 16-17). Ohne das Wirken des Heiligen Geistes und somit auch ohne meine Bereitschaft, diesem Geist in meinem Leben Raum zu geben, geht mein Handeln in die falsche Richtung (vgl. Gal 5,19-21). Wenn der Geist führen und bestimmen kann, entsteht in meinem Leben die «Frucht des Geistes» (vgl. z. B. Gal 5,22).
Und jetzt zum Thema Training:
- Im NT haben wir viele Hinweise, dass wir auf dem Glaubensweg mit Gott/Christus uns an Jesus und seinem Vorbild orientieren sollen;
- So z. B. «trachtet», «strebt», usw. nach dem Reich Gottes oder «lebt», «folgt», «wandelt» in der Liebe oder in der Gerechtigkeit und Heiligkeit (Eph 4,25ff).
- Diese neue Lebensweise/Lebensausrichtung mit Gott muss ich einüben. Ich gebe meinen Teil dazu durch die Bereitschaft, die Nähe mit Christus zu suchen und mein Leben zu ändern und Gott wirkt durch seinen Geist mit bei der inneren Veränderung des Charakters.
Mit Respekt und Ehrfurcht unterwegs bleiben und am inneren Veränderungsprozess mitarbeiten:
Aus Gnade seid ihr gerettet, nicht durch Werke – Epheser 2,8. Dies ist mir wichtig hier festzuhalten. Dann durch eigene Bemühung können wir uns die Gerechtigkeit, die vor Gott gilt, nicht erarbeiten, sondern es ist die Gnade durch die Erlösung, die durch Jesus Christus geschehen ist (Römer 3,23-24).
Aber…um in der Verbindung mit Jesus Christus zu bleiben und Veränderung in meinem Charakter erfahren zu können (die Bibel spricht auch von dem Inneren Menschen/Neuen Menschen – Eh 4,24ff), muss ich meinen Beitrag geben:
- Nochmals zur Klärung: Ich kann die Rettung aus Sünde und Schuld und somit die Trennung von Gott durch eigene Leistung nicht bewirken;
- Aber wenn ich die Rettung und Vergebung der Schuld durch Jesus Christus im Glauben und Vertrauen angenommen habe, gibt es für mich etwas zu tun – damit ich zur Person werde, die ich aus Gottes Sicht sein sollte.
Die Beschreibung von einem Leben nach dem Vorbild von Jesus Christus beschreibt Paulus in Philipper 2, 12-13 (hier nach der Übersetzung NGÜ):
«12 Was folgt daraus, liebe Freunde? So, wie ihr Gott bisher immer gehorsam gewesen seid, sollt ihr euch ihm auch weiterhin mit Respekt und tiefer Ehrfurcht unterstellen und alles daransetzen, dass eure Rettung sich in eurem Leben voll und ganz auswirkt – nicht nur, wenn ich bei euch bin, sondern erst recht jetzt, während meiner Abwesenheit.
13 Gott selbst ist ja in euch am Werk und macht euch nicht nur bereit, sondern auch fähig, das zu tun, was ihm gefällt.»
Diese Schriftstelle könnte man leicht falsch verstehen, eben in dem Sinne, dass wir unser Heil/Rettung bewirken sollen/können. Wie schon erwähnt, geht das aber nicht.
Hier deshalb die hilfreichen Ausführungen von Dallas Willard aus «Gott – Du musst es selbst erleben», S. 585:
«Darum sollen wir die Erlösung, die wir bereits haben, ausarbeiten (Phil 2,12). Das griechische Wort katargazomai, das hier verwendet wird, bedeutet, etwas entwickeln oder auszuarbeiten, es zur Fülle dessen zu bringen, was es seiner Natur nach sein soll.
Doch das tun wir nicht so, als ob das neue Leben allein unser Projekt wäre. Das ist es nämlich nicht. Gott wirkt ebenfalls in uns, damit wir uns entscheiden und so handeln, wie es seinem Willen entspricht (V. 13).
Folglich tun wir das, was wir tun- und was uns von niemandem abgenommen wird – mit Furcht und Zittern, weil wir wissen, wer noch daran beteiligt ist.»
Trainieren, sich einüben, Wurzeln schlagen:
Das neue Leben, das wir durch die Erlösung von Jesus Christus durch sein Leiden und Sterben am Kreuz empfangen können, wenn wir Gott/Jesus Christus um die Vergebung unserer Schuld bitten, haben wir oben nun mehrfach ausgeführt.
Vergebung und somit Empfang von dem neuen Stand «In Christus», ist aber erst der Anfang des neuen Lebens. Nun geht es darum, im Vertrauen zu Gott und Christus zu wachsen, verwurzelt zu sein und zu bleiben:
- In diesem neuen Leben mit Jesus Christus geht es um Veränderung, aber auch um «Gewöhnung» der Sinnesorgane;
- Es geht auch um die Ausrichtung/Verwurzelung im Glauben, damit ich geistlich wachse;
- Der Schreiber des Hebräerbriefes betont, in Kp 5, 11-13, dass seine Empfänger längst «Meister» in ihrer neuen Lebensführung sein sollen, aber dass er feststellt, dass sie noch «Milch» als Nahrung benötigen – d. h., dass sie noch ganz am Anfang stehen.
- Sie können «feste Speisen» noch nicht ertragen (d. h., sie können sie noch nicht verdauen), weil sie ihre Sinnesorgane/Wahrnehmung für die geistliche Nahrung noch zu wenig eingeübt/trainiert haben.
Hebräer 5, 14 nach NGÜ:
«Feste Nahrung dagegen ist für Erwachsene, für reife Menschen, die durch ständigen Gebrauch geschärfte Sinne haben, um zwischen Gut und Böse zu unterscheiden.»
- Sie/wir sollen die Sinnesorgane/Wahrnehmung trainieren (γυμνάζω= gymnazo, üben, sich üben; sich erziehen). Dieses Verb kommt im NT vor in Hebr. 5,14; 2. Petr. 2,14; Heber. 12,11, 1. Tim 4,7.
- Wir müssen unsere „innere Wahrnehmung“ also trainieren, damit wir das Gute von dem Bösen unterscheiden können!
Geistliches Leben, das will uns der Schreiber des Hebräerbriefes hier darlegen, muss ich einüben, damit in meinem Leben eine Stabilität und Kontinuität entsteht.
Möglichst mit «Abstand» von der Sünde unterwegs bleiben:
Schon die ersten Menschen hatten im Paradies die Wahl zwischen Gut und Böse zu wählen. Ja, wir leben nicht mehr im Paradies, das ist inzwischen uns allen aufgefallen. Schwieriger in unserer Zeit ist es geworden, über das «Böse» zu reden, weil der moderne Mensch unter der Sünde oder Busse ein Fehlverhalten im Strassenverkehr versteht und nicht grundsätzlich etwas, das mit seinem Leben zu tun hat. Zudem muss in unseren Tagen, wenn wir in den Medien die aus unserer Sicht biblische Lehre darlegen, mit Gerichtsverfahren gerechnet werden, weil «die öffentliche Meinung meistens gegen Gott gerichtet ist» und die liberale Theologie diesen Trend unterstützen.
Ich bin der Überzeugung, dass der Widersacher von Gott, der Teufel, unser Denken total verändern will. Er will uns das, was nach Gottes Willen Böse ist, als Schön, Erfüllend, Befriedigend oder sogar als Traumhaft darstellen. Aber er, der Teufel, ist in seinem Wesen falsch, ein Lügner und er will Verwirrung bewirken.
Paulus gibt uns in 2. Korinther 11, 14-15 Einblick in die Strategie des Teufels:
14 Aber das ist kein Wunder. Auch der Satan tarnt sich ja als Engel des Lichts.
15 Es ist also nichts Besonderes, wenn auch seine Diener mit der Maske von Dienern der Gerechtigkeit auftreten. Doch ihr Ende wird ihrem Tun entsprechen.
Der Teufel gaukelt uns eine idealisierte Welt vor, die jedoch aus Lügen besteht. Sie mag zwar süss im Kauen, jedoch schwer im Verdauen sein.
Hier will ich deshalb drei Hinweise geben, die helfen können, mit Abstand von der Sünde unterwegs mit Jesus zu bleiben:
Hasse das Böse und tue das Gute:
Böses und Gutes voneinander unterscheiden zu können, scheint im Alltag gar nicht so einfach zu sein. Besonders, wenn der Teufel uns etwas, was aus Gottes Sicht Böse/Falsch ist, als Gut anpreisen will.
Gottes Wort ist da aber klar. Paulus schreibt in Römer 12,9:
Die Liebe soll echt sein, nicht geheuchelt. Verabscheut (hasset) das Böse, haltet euch unbeirrbar an das Gute.
Neurologisch gesehen sind Hass und Liebe eng verknüpft. Forscher des University College London haben herausgefunden, dass das Gehirn nicht in der Lage ist, zwischen Liebes- und Hassreizen zu unterscheiden. Deshalb ist es nicht ungewöhnlich, dass Beziehungen leicht von Liebe zu Hass umschlagen.
Ich denke, dass der Teufel sich dessen bewusst ist und darin sieht er auch seine Chance, uns in seiner Falschheit etwas Böses als Gut darzustellen, weil wir offenbar da in unserer Schaltzentrale (Gehirn) eine Schwäche haben, dies rechtzeitig erkennen zu können.
Der Rat von Paulus/der Bibel ist deshalb: «Verabscheut (hasset) das Böse, haltet euch unbeirrbar an das Gute.»
Lass dich von der Begierde nicht überrumpeln, einfangen, sondern widerstehe:
Jakobus ist in seinem Brief auf das praktische Leben ausgerichtet. Ihm ist es wichtig, dass die Christen, die mit Versuchungen konfrontiert werden, widerstehen können und unterwegs mit Gott bleiben.
In Kp 1,14 schreibt Jakobus:
Nein, wenn jemand in Versuchung gerät, ist es seine eigene Begierde, die ihn reizt und in die Falle lockt.
Das griechische Nomen für Begierde (ἐπιθυμία=epithymia) bedeutet Verlangen, Begierde, [böse] Lust. In Jakobus 3,2 lesen wir weiter: «wir alle straucheln in vieler Hinsicht.» Es gibt also viele Möglichkeiten, wie du fallen kannst.
Es gibt auch gute Begierden wie Hunger, Durst, Sexualität (wenn diese im Willen und Rahmen von Gott stattfinden).
Eines ist sicher: Der Teufel weiss genau, was du magst und wo er dich in Versuchung führen kann. Warum? Weil er dich beobachten kann. Er weiss genau, bei welchen Bildern du stehen bleibst, wenn du durch deinen Instagram-Feed scrollst, welche Profilbilder du dir zwei- oder dreimal ansiehst, welche Nachrichten du speicherst und auf welchen Webseiten du dich herumtreibst. Wenn allein Google und Facebook 40.000 Datenpunkte über dich haben, wie viel mehr die unsichtbare Welt?
Satan weiss, welche Köder er zu welchem Zeitpunkt für dich einsetzen muss. Und er lässt ihn verlockend tanzen.
Dagegen kann ich willentlich und bewusst aktiv aufstehen und mit Gottes Hilfe in die Richtige/Gute Richtung gehen und Denken. Dazu muss ich aber innerlich/geistlich aufstehen und zwar im Sinne von der Beschreibung des Jakobus in Kp 4, 7-8:
7 So unterwerft euch nun Gott, widersteht aber dem Teufel! Der wird dann von euch fliehen.
8 Nähert euch Gott, dann wird er auch euch nahe sein. Wascht die Hände, ihr Sünder, reinigt euer Herz, ihr Zwiespältigen!
Gehe nicht auf Kuschenkurs mit der Sünde, sondern lebe mit der Hilfe des Geistes Gottes:
Zwei Hilfen (Ratschläge), um möglichst auf Distanz zur Sünde unterwegs zu bleiben, haben wir nun schon betrachtet: Erstens, dich für das Gute zu entscheiden und zweitens, Widerstehen und die Nähe zu Gott suchen.
Der dritte Rat ist wie die letzte Rettung, wenn du in der Gefahr bist, auf einen schlechten Weg zu gehen oder dir überlegst, in einer schwierigen Herausforderung einen Kompromiss einzugehen. Es ist der Rat, nicht auf «Kuschelkurs mit der Sünde zu gehen.»
§ Du magst keine Gefahr darin sehen, alleine mit deinem attraktiven Chef zu einer Konferenz zu fahren.
§ Du denkst, dass es zur Allgemeinbildung gehört, einmal einen Pornofilm zu schauen, um zu wissen, wovor du andere warnen musst.
§ Du denkst, dass der Steuerberater ja nicht bemerken würde, wenn du bei der Steuererklärung nicht alle Bankkonten aufführst.
§ Oder – du weisst, dass dein Auto demnächst eine grössere Reparatur notwendig hat aber du überlegst, dein Auto deinen Nachbar, der dringend ein neues Auto benötigt, für einen guten Preis zu verkaufen
§ Usw. usw.
Dass bei Menschen, die nicht nach Gottes Willen fragen, diese Optionen gang und gäbe sein mögen, ist mir bewusst. Aber es ist falsch. Es ist Sünde. Die aufgeführten Situationen können dich auf einen unguten Weg führen. Es ist evtl. eine riesengrosse Naivität zu denken, dass du stark genug wärest oder die Schlauheit des Teufels rechtzeitig bemerken würdest, wenn er dich auf einen falschen Weg führen will. Aber dein geistliches Leben wird in der Tendenz nach unten sinken, wenn du in diese «Fallgruben» fällst, solche Wege gehst.
Auf Kuschelkurs mit der Sünde zu gehen, wird dein geistliches Leben negativ beeinflussen. Paulus gibt uns in seinen Briefen einen besseren Rat, nämlich in solch einer Situation und Gefahr, die auf etwas ganz anderes zu konzentrieren – auf das, was Gott gefällt und in welche Richtung dir der Geist Gottes in der Praxis des Alltages auch Impulse geben wird. Er schreibt da z. B. in Galater 5, 16-17:
16 Was will ich damit sagen? Lasst den Geist Gottes euer Verhalten bestimmen, dann werdet ihr nicht mehr den Begierden eurer eigenen Natur nachgeben.
17 Denn die menschliche Natur richtet sich mit ihrem Begehren gegen den Geist Gottes, und der Geist Gottes richtet sich mit seinem Begehren gegen die menschliche Natur. Die beiden liegen im Streit miteinander, und jede Seite will verhindern, dass ihr das tut, wozu die andere Seite euch drängt.
Hilfreiche Literatur für weitere Vertiefung in das Thema:
- Alfred Wikenhauser; Die Christusmystik des Apostels Paulus
- Curtis C. Mitchell; Jesus als Beter
- Craig Massey; Der Geist ist willig… Wie Sie Ihre alte Natur überwinden
- Dallas Willard; Gott -Du musst es selbst erleben
- Floyd McClung; Heiligkeit in unserer Zeit
- John Ortberg; Das Leben, nach dem du dich sehnst
- Mike Breen; Eine Jüngerschaftskultur aufbauen
- Thomas Weissenborn; Apostel, Lehrer und Propheten – Einführung in das Neue Testament
- Tony Reinke; Wie dein Smartphone dich verändert
- William Irvine; Eine Anleitung zum Guten Leben – Wir sie die alte Kunst des Stoizismus für Ihr Leben nutzen
Wir haben nun schon einige wichtige Aspekte betrachtet, damit wir mit «Ausdauer auf dem Weg mit Jesus Christus bleiben können».
In diesem Bereich will ich in einer Kurzfassung den Aspekt von dem «Bleiben», wenn wir unterwegs sind, nochmals festhalten.
- Lernbereit bleiben
- Den Blick auf Jesus ausgerichtet haben
- Der Sünde nicht mehr dienen
Erstes Ziel/Vorsatz: Lernbereit bleiben
Der Begriff «mathetes= Jünger/Lernender», kommt im NT 269-mal vor. Jesus sagte zu seinen Jüngern (Mt 23,8): «Ihr aber sollt euch nicht ›Rabbi‹ nennen lassen, denn nur einer ist euer Meister, und ihr alle seid Brüder».
- Jesus ist und bleibt also unser Lehrer;
- Das Wort Jünger wird im NT immer in Verbindung mit einer persönlichen Beziehung (Bindung) verstanden, die für das ganze Leben gilt.
- Zwischen Jesus und seinen Jüngern (also auch wir…) besteht ein Lehrer-Schüler Verständnis, wie etwa im Judentum damals zwischen einem Rabbi und seinen Schülern. Die damalige Schülerschaft bei einem Rabbi bedeutete ein befristetes Durchgangsstadium. Der Schüler suchte sich einen Rabbi/Lehrer, bittet ihn um Aufnahme in seinen Kreis, und wenn er nach seinem oder seines Lehrers Urteil ausgelernt hat, verlässt er den Kreis der Schüler, ist fortan selbständig und kann seinerseits Lehrer sein.
- Ganz anders dagegen ist das Verhältnis zwischen Jesus und seinen Jüngern. Niemals gelangt ein Jünger Jesu über den Meister hinaus oder holt ihn auch nur ein. Er bleibt sein Leben lang im Stande der Jüngerschaft und Jesus ist daher sein Meister. Denn, wie sagte es Jesus in Johannes 15,5: «Ohne mich könnt ihr nichts tun».
Zweitens Ziel/Vorsatz: Den Blick auf Jesus ausgerichtet haben…
Jesus ist unser Vorbild. Er kam vom Vater in diese Welt, um und das Wesen des Vaters zu offenbaren und uns darzustellen, wie uns der Vater liebt. Er, Jesus, hat den Lauf auf dieser Erde vollendet, ist also an dem Ziel angekommen, wo auch wohin auch wir unterwegs sein wollen – in der unmittelbaren Gemeinschaft mit Gott und den Glaubenden, die schon am Ziel angekommen sind.
Im NT verwenden die Verfasser für den Weg des Christen auf dem Weg in die Gemeinschaft mit Gott in der Ewigkeit das Bild des Wettläufers. Paulus verwendet das Bild oft, auch der Verfasser des Hebräerbriefes verwendet dieses Bild.
Er schreibt in Kp 12, 1-2:
1 Wir sind also von einer großen Schar von Zeugen umgeben, deren Leben uns zeigt, dass es durch den Glauben möglich ist, den uns aufgetragenen Kampf zu bestehen. Deshalb wollen auch wir – wie Läufer bei einem Wettkampf – mit aller Ausdauer dem Ziel entgegenlaufen. Wir wollen alles ablegen, was uns beim Laufen hindert, uns von der Sünde trennen, die uns so leicht gefangen nimmt,
2 und unseren Blick auf Jesus richten, den Wegbereiter des Glaubens, der uns ans Ziel vorausgegangen ist. Weil Jesus wusste, welche Freude auf ihn wartete, nahm er den Tod am Kreuz auf sich, und auch die Schande, die damit verbunden war, konnte ihn nicht abschrecken. Deshalb sitzt er jetzt auf dem Thron im Himmel an Gottes rechter Seite.
Wenn ich also in der Nachfolge mit Jesus sozusagen «in der Spur/in der Laufbahn des Glaubens» bleibe, darf ich auch die Zusage haben, dass Gott meine Bemühung und Treue sieht und dass es in der Ewigkeit dafür auch eine Belohnung geben wird. Das ermutigt gewaltig. So schreibt Paulus in 2. Timotheus 4, 5-8 einerseits darüber, dass dies kein einfacher Weg sein wird, aber auch, dass Treue belohnt wird:
«5 Du aber sollst besonnen bleiben, was auch immer geschieht! Sei bereit zu leiden; erfülle unbeirrt deinen Auftrag als Verkündiger des Evangeliums; übe deinen Dienst mit ganzer Treue aus.
6 Denn für mich ist die Zeit gekommen, Abschied zu nehmen; mein Leben ist ein Trankopfer geworden, das für Gott ausgegossen wird.
7 Ich habe den guten Kampf gekämpft, ich habe das Ziel des Laufes erreicht, ich habe am Glauben festgehalten.
8 Nun liegt der Siegeskranz für mich bereit, die Gerechtigkeit, die der Herr, der gerechte Richter, mir an jenem großen Tag geben wird – und nicht nur mir, sondern auch allen anderen, die ihn lieben und auf sein Kommen warten.»
Drittes Ziel/Vorsatz: Der Sünde nicht mehr dienen… Römer 6, 12-13
Es gibt sehr viele Texte im NT, die den Wendepunkt im Leben eines Gläubigen beschreiben, wenn dieser/diese Jesus Christus als Erlöser ganz persönlich in das Herz und Leben aufgenommen hat.
- Da wird von Einst und Jetzt gesprochen;
- Auch wird von einem Alten und einem Neuen Leben gesprochen;
- Und es wird von dem Leben in Sünde und dem Leben unter der Gnade als Gerechtgesprochener* geredet/geschrieben.
Etwas Neues hat begonnen (2. Kor 5,17). Zwar, und dies hat auch mit der Tatsache zu tun, dass der Teufel mich weiterhin versuchen kann und ich somit für Sünde weiterhin anfällig bin – ich kann altes Verhalten weiterhin praktizieren.
Aber, und das beschreibt Paulus in Römer 6, 12-13, ich soll jetzt nicht mehr Knecht, Sklave von einem Leben in der Sünde sein, sondern Sohn und Tochter der Gerechtigkeit:
Römer 6, 12-13:
12 Euer vergängliches Leben darf also nicht mehr von der Sünde beherrscht werden, die euch dazu bringen will, euren Begierden zu gehorchen.
13 Stellt euch nicht mehr der Sünde zur Verfügung, und lasst euch in keinem Bereich eures Lebens mehr zu Werkzeugen des Unrechts machen. Denkt vielmehr daran, dass ihr ohne Christus tot wart und dass Gott euch lebendig gemacht hat, und stellt euch ihm als Werkzeuge der Gerechtigkeit zur Verfügung, ohne ihm irgendeinen Bereich eures Lebens vorzuenthalten.
Hilfreiche Literatur für weitere Vertiefung in das Thema:
- H. Kasdorf; F. Walldorf (HG); Werdet meine Zeugen – Weltmission im Horizont von Theologie und Geschichte
- John Ortberg; Die Ewigkeit ist jetzt
- Roland J. Sider; denn sie tun nicht, was sie wissen. Die schwierige Kunst, kein halber Christ zu sein
Als Ergänzung zu diesem Bereich lese auch die Ausführungen auf dieser Webseite im Bereich «Auftrag als Jesusnachfolger; Ermutigen, Geistliches Wachstum als Ziel».
Johannes illustriert und beschreibt uns in seinem ersten Brief, dass es verschiedene «Level» in der Erkenntnis Gottes, also dem geistlichen Wachstum gibt:
Der Apostel Johannes hat mit seinem ersten Brief die Absicht, seinen Empfängern das «Bleiben in der Gemeinschaft mit Gott und Miteinander» lieb zu machen.
Es ist klar, ganz «Immun» gegen sie Sünde und die «Versuchbarkeit» wird kein Christ werden. Aber wenn wir uns bemühen, achtsam gegenüber den Verlockungen der Sünde zu sein und das geistliche Leben «trainieren», dann werden wir geistlich wachsen.
In 1. Joh 2, 13-17 beschreibt Johannes – so nach meiner Überzeugung - verschiedene Stadien des Fortschritts im christlichen Glauben.
Die Begriffe «Väter», «junge Männer» und «Kinder» beschreiben die geistlichen Stadien, den geistlichen Zustand oder Fortschritt im Leben mit Gott. Dabei schliesst Johannes die Frauen nicht etwa aus, sondern bleibt lediglich beim Sprachgebrauch seiner Zeit, nach dem auch bei gemischten Wortformen nur das männliche Geschlecht benutzt wurde.
Der Text ist in sich selbsterklärend (Text, 1.Joh 2, 13-17):
13 Väter, ich schreibe euch, weil ihr den kennt, der von allem Anfang an da war. Ihr jungen Leute, ich schreibe euch, weil ihr den Bösen besiegt habt, den Teufel.
14 Lasst es mich noch einmal sagen, Kinder: Ich schreibe euch, weil ihr den Vater kennt. Väter, ich schreibe euch, weil ihr den kennt, der von allem Anfang an da war. Ihr jungen Leute, ich schreibe euch, weil ihr stark seid; das Wort Gottes ist in euch lebendig und bleibt in euch, und ihr habt den Bösen besiegt.
15 Liebt nicht die Welt! Hängt euer Herz nicht an das, was zur Welt gehört! Wenn jemand die Welt liebt, hat die Liebe zum Vater keinen Raum in seinem Leben.
16 Denn nichts von dem, was diese Welt kennzeichnet, kommt vom Vater. Ob es die Gier des selbstsüchtigen Menschen ist, seine begehrlichen Blicke oder sein Prahlen mit Macht und Besitz – all das hat seinen Ursprung in dieser Welt.
17 Und die Welt mit ihren Begierden vergeht; doch wer so handelt, wie Gott es will, wird für immer leben.
Damit ich geistlich fit bleibe und den Angriffen des Feindes widerstehen kann, ist geistliche Kriegführung entscheidend:
Die Formulierung «Kriegführung» mag dich etwas befremden, geht es im Christentum denn nicht in erster Linie um die Liebe?
Klar, das ist so. Aber es gibt nicht nur eine irdische und sichtbare Welt, sondern es existiert auch eine unsichtbare Welt. Den Teufel sehen wir nicht, aber er kämpft und ringt um Einfluss und Macht.
Natürlich wirkt auch Gott und seine Engel in der unsichtbaren Welt, jedoch für das Gute, für die göttliche Dimension. Der Teufel wirkt aber auch und er möchte uns wieder aus der Gemeinschaft mit Gott weglocken.
Sicher hast du in deinem Leben die Verführungen des Teufels und seine Falschheit auch schon erlebt. Paulus beschreibt in Epheser 2,1-3, wie das Ringen und die Falschheit des Teufels uns Menschen beeinflussen will:
1 Auch euch hat Gott zusammen mit Christus lebendig gemacht. Ihr wart nämlich tot – tot aufgrund der Verfehlungen und Sünden,
2 die euer früheres Leben bestimmten. Ihr hattet euch nach den Maßstäben dieser Welt gerichtet und wart dem gefolgt, der über die Mächte der unsichtbaren Welt zwischen Himmel und Erde herrscht, jenem Geist, der bis heute in denen am Werk ist, die nicht bereit sind, Gott zu gehorchen.
3 Wir alle haben früher so gelebt; wir ließen uns von den Begierden unserer eigenen Natur leiten und taten, wozu unsere selbstsüchtigen Gedanken uns drängten. So, wie wir unserem Wesen nach waren, hatten wir – genau wie alle anderen – nichts verdient als Gottes Zorn.
Aber, so hebt der Apostel Paulus im Brief an die Christen in Epheser 2,4 weiter hervor, dass wir durch Jesus Christus aus dieser Gefangenschaft und Einflussbereich des Teufels durch Jesus Christus und seinen stellvertretenden Sühnetod am Kreuz entrissen und durch diese Gnade in die Gemeinschaft mit Gott und Christus gelangen können.
Für diese Gemeinschaft – also das «Bleiben», Paulus formuliert es in Epheser 6,13 als das «Stehen bleiben» im göttlichen Einfluss, müssen wir kämpfen.
Hier sind wir nun bei der «geistlichen Kampfführung», die wir einüben müssen. Paulus verwendet für diesen geistlichen Kampf (der Gedanken) das Bild von einem römischen Kriegssoldaten, der für den Kampf Verteidigungswaffen verwendet und sich gegen die Angriffe schützt. In Epheser 6, 10-17 wird dieser geistliche Kamp beschrieben:
10 Nun noch ein Letztes: Lasst euch vom Herrn Kraft geben, lasst euch stärken durch seine gewaltige Macht!
11 Legt die Rüstung an, die Gott für euch bereithält; ergreift alle seine Waffen! Damit werdet ihr in der Lage sein, den heimtückischen Angriffen des Teufels standzuhalten.
12 Denn unser Kampf richtet sich nicht gegen Wesen von Fleisch und Blut, sondern gegen die Mächte und Gewalten der Finsternis, die über die Erde herrschen, gegen das Heer der Geister in der unsichtbaren Welt, die hinter allem Bösen stehen.
13 Deshalb greift zu allen Waffen, die Gott für euch bereithält! Wenn dann der Tag kommt, an dem die Mächte des Bösen angreifen, seid ihr gerüstet und könnt euch ihnen entgegenstellen. Ihr werdet erfolgreich kämpfen und am Ende als Sieger dastehen.
14 Stellt euch also entschlossen zum Kampf auf! Bindet den Gürtel der Wahrheit um eure Hüften, legt den Brustpanzer der Gerechtigkeit an
15 und tragt an den Füßen das Schuhwerk der Bereitschaft, das Evangelium des Friedens zu verbreiten.
16 Zusätzlich zu all dem ergreift den Schild des Glaubens, mit dem ihr jeden Brandpfeil unschädlich machen könnt, den der Böse gegen euch abschießt.
17 Setzt den Helm der Rettung auf und greift zu dem Schwert, das der Heilige Geist euch gibt; dieses Schwert ist das Wort Gottes.
Wir sollen also die uns zur Verfügung stehenden «geistlichen Waffen» ergreifen, damit wir «stehen bleiben» können.
Der geistliche Kampf besteht darin, dass ich die Wahrheiten der Bibel über meine Stellung in Jesus Christus proklamiere, ausspreche, als geistliche Realität festhalte.
Gottes höchstes Ziel und Zweck aller Massnahmen in unserem Leben ist es, dass wir «christusähnlich» oder «Christus immer ähnlicher» werden:
Viele «Gläubige» wollen Jesus scheinbar nur nachfolgen, um gegenwärtige Leiden zu lindern, ein «normales christliches Leben» zu leben oder einfach «gerettet» zu werden.
Jedoch ist nichts, weder langes Gebet (ganze Nächte), tiefer Worship, noch geistliche Kriegsführung, weder Nächstenliebe noch tiefe Befreiung aus Süchten, wirklich real erfahrbar, wenn wir dem einzigartigen Ziel unseres Glaubens nicht nacheifern: «Christusähnlichkeit» oder eben, Christus immer ähnlicher zu werden.
Hier zwei zentrale Schriftstellen im NT, welche von der «Christusähnlichkeit» sprechen, wohin wir unterwegs sein sollen:
Römer 8,29:
Schon vor aller Zeit hat Gott die Entscheidung getroffen, dass sie ihm gehören sollen. Darum hat er auch von Anfang an vorgesehen, dass ihr ganzes Wesen so umgestaltet wird, dass sie seinem Sohn gleich sind. Er ist das Bild, dem sie ähnlich werden sollen, denn er soll der Erstgeborene unter vielen Brüdern sein.
Galater 4,19:
Meine Kinder, es ist, als müsste ich euch ein zweites Mal zur Welt bringen. Ich erleide noch einmal Geburtswehen, bis Christus in eurem Leben Gestalt annimmt.
Und die Frage ist nun, was sind denn die wichtigsten, sozusagen die Hauptpunkte in dem Prozess und Weg zur Christusähnlichkeit?
Dallas Willard (Gott – du musst es selbst erleben) argumentiert und sieht zwei Hauptschwerpunkte in diesem Prozess:
«Das erste Ziel besteht darin, die Auszubildenen an den Punkt zu führen,
wo sie den Vater im Himmel, der ihnen von Jesus auf Erden so real
vor Augen gestellt wurde, von Herzen lieben und sich an ihm erfreuen.»
D. Willard, S. 544
«Das zweite oberste Ziel für den Lehrplan zum Erlangen der Christusähnlichkeit
besteht darin, unsere automatische Abwehrhaltung gegen das Reich Gottes
zu beseitigen; die Auszubildenden sollen von der Herrschaft, der
Versklavung (Joh 8,34; Röm 6,6) durch ihre alten Muster des Denkens,
Fühlens und Handelns befreit werden. Diese automatischen Reaktionsmuster
wurden unserem verkörperten sozialen Selbst während seines langen
Lebens ausserhalb des Reiches Gottes Mitten unter Uns eingepflanzt.
Sie bilden die Sünde, die in meinen Gliedern ist, die, wie Paulus so brillant darlegt,
dazu führen, dass ich das Gute tun will, es aber nicht tue (Röm 7,18).»
D. Willard, S. 545
Christus ähnlicher zu werden hat mit Integration in eine Christusgemeinschaft, mit Dienst und der Akzeptanz, dass Jesus Christus der HERR ist, zu tun:
Wachsen und der Aspekt der lokalen Christusgemeinschaft:
Ja, dieser Hinweis, dass zum geistlichen Wachstum auch die verbindliche Integration in eine lokale Christusgemeinde gehört, muss hier kommen. Nicht, weil dies ein Lieblingsthema von uns Pastoren und Theologen ist, sondern weil der Apostel Paulus uns Christen in Epheser vier diesen Aspekt im Zusammenhang mit der Ermahnung zur Einheit (4,1ff) und dem Nutzen der «Dienstgaben», Kp 4,11 von dem geistlichen Wachstum der Gläubigen spricht.
Die Dienstgaben (Fünffältiger Dienst) in Kp 4,11:
Und er hat die einen als Apostel gegeben und andere als Propheten, andere als Evangelisten, andere als Hirten und Lehrer,…
Zwei Wirkungsweisen in Kp 4,12, die das geistliche Wachstum der Gemeindeglieder fördern sollen:
Kp 4,12:
zur Ausrüstung der Heiligen für das Werk des Dienstes, für die Erbauung des Leibes Christi,
Das Nomen Καταρτισμός= kataritismos; hat die Bedeutung von Vollendung, Vollkommenheit, Ausrüstung/Zubereitung. Das Nomen kataritismos beschreibt hier den Vorgang zu der Vollkommenheit, der Ausrüstung.
Was die «Anwesenheit» oder das «Dabeisein» in der Gemeinschaft für diesen Prozess der Veränderung nochmals bestärkt.
Das Nomen οἰκοδομή= oikodomé hat die Bedeutung von Aufbau, Erbauung. Es geht auch hier um die «Handlung des Bauens». Das geistliche Erbauen (durch den Einsatz der Dienstgaben) mit dem Ziel für den Gewinn und Hilfe für den Glauben und die Förderung des geistlichen Lebens (vgl. dazu auch Röm 14,19; 15,2; 1Kor 14,3.5.12.26; 2Kor 10,8; 12,19; 13,10; Eph 4,12.16.29).
Kp 4, 13-15. Beschreibung von einem Prozess der Unstabilität zu einem stabilen und reifen Glauben:
bis wir alle hingelangen zur Einheit des Glaubens und der Erkenntnis des Sohnes Gottes, zur vollen Mannesreife, zum Maß der ⟨vollen⟩ Reife der Fülle Christi.
14 ⟨Denn⟩ wir sollen nicht mehr Unmündige sein, hin- und hergeworfen und umhergetrieben von jedem Wind der Lehre durch die Betrügerei der Menschen, durch ⟨ihre⟩ Verschlagenheit zu listig ersonnenem Irrtum.
15 Lasst uns aber die Wahrheit reden in Liebe und in allem hinwachsen zu ihm, der das Haupt ist, Christus.
Beschreibung von einem Veränderungsprozess von dem Eigenen, hin zu einem Menschen, der/die nicht mehr unstabil (V. 14) sind, sondern wahrhaftig sind in der Liebe und zu Christus hinwachsen (V. 15).
Weise werden hat mit der Erkenntnis zu tun, sein Leben auf Gott und sein Wort auszurichten:
Ein Blick in das Buch der Sprüche im AT verdeutlicht, dass ein weiser Mensch (Weisheit) als Gegensatz von einem Menschen dargestellt wird, den das Buch der Sprüche als «Einfallspinsel/Tor/Dummkopf» beschreibt.
So lesen wir z.B. in Sprüche 1,22:
Bis wann, ihr Einfältigen, wollt ihr Einfalt lieben und haben Spötter ihre Lust an Spott und hassen die Toren Erkenntnis?
Timothy & Kathi Keller (Gottes Weisheit entdecken – Ein Jahr mit dem Buch der Sprüche, Eintrag 7. Januar) schreiben dazu:
«Im Buch der Sprüche ist das Gegenteil der Weisheit die Torheit und das Gegenstück zum Weisen der Tor. Im heutigen Deutsch ist das Wort «Tor» bzw. «Dummkopf» eine Beleidigung; in den Sprüchen meint es einen Menschen, der so realitätsfremd lebt, dass er sich und seinen Mitmenschen das Leben schwer macht.
Wir können nicht alles mit unserem Körper machen, was wir wollen, ohne dass dies Folgen hat. Wir können unsere Mitmenschen nicht überfahren und erwarten, dass wir gute Freunde und eine stabile Familie haben. Wir können nicht als Egoisten leben und erwarten, dass unsere Beziehungen intakt bleiben.
Aber der törichte Mensch tut all dies – und damit sät und ernste er Zwietracht und Zerstörung.»
Jesus hat den «törichten Mann» als jemanden beschrieben, der sein Haus (also das Lebenshaus) auf Sand baut statt auf den Felsen des Wortes und der Weisheit Christi (Mt 7,24-27).
Weise werden hat mit disziplinierter Lebensführung zu tun:
Salomo umschreibt in den ersten Versen des Buches der Sprüche, Kp 1, 1-2a, was er unter weiser Lebensführung versteht:
Sprüche 1, 1-2a:
«Dies sind die Sprüche Salomos; er war der Sohn Davids und König von Israel…, damit die Menschen erfahren, was Weisheit und Erziehung sind.»
Hier möchte ich die Ausführungen von Timothy & Kathy Keller vom 3. Januar anfügen:
«In diesen ersten Versen im Buch der Sprüche finden wir um das hebräische Wort bokma herum etliche mehr oder weniger synonyme Ausdrücke, die Licht darauf werfen, was Weisheit ist.
Das hebräische musar (Erziehung in 1,2-3) meint eine Unterweisung, die den Schüler in die Pflicht nimmt – ein hartes Training mit einem Lehrer, der einen oft richtig fordert. Oft erwerben wir Weisheit dadurch, dass Freunde uns offen die Meinung sagen (27,5), oder wir lernen aus Fehlern (26,11) bzw. aus dem Leiden, das Gott, der grosse Erzieher, uns zu unserem eigenen Besten schickt (3,11-12).
Mit jedem Mal, wo mein Auto eine Panne hat und ich mir überlegen muss, wie ich den Schaden begebe, wächst meine «Weisheit» bezüglich Autos. Genauso ist es mit unserem Leben. Der Schriftsteller Marcel Proust schreib, dass wir die Wahrheit «selbst entdecken» müssen, «nach einer Reise durch die Wildnis, die niemand an unserer statt antreten, die niemand uns ersparen kann.
Weise werden heisst ein disziplinierter Mensch werden, der nicht impulsiv drauflosrennt, sondern sich selbst prüft, umsichtig ist, klar denkt. Ein Mensch, den das Leben widerstandsfähig, belastbar, erfinderisch gemacht hat. So wie man durch hartes Training ein guter Marathonläufer wird, will auch die Weisheit erarbeitet werden.»
Weise werden hat also mit Training und Gewöhnung zu tun:
Der Schreiber des Hebräerbriefes sah einen «Mangel» an Weisheit, an geistlichem Wachstum bei seinen Empfängern. In Kapitel 5, 11-14 beschreibt er diesen Mangel und zeigt auch den Weg auf, wie Weisheit und geistliche Reife im Leben eines Jesusnachfolgers entstehen kann:
Hebräer 5, 11-14:
11 Darüber haben wir noch viel zu sagen; allerdings wird es schwierig sein, euch diese Dinge zu erklären, weil ihr in letzter Zeit so wenig Interesse daran zeigt; es ist geradezu, als wärt ihr schwerhörig geworden.
12 Eigentlich müsstet ihr längst in der Lage sein, andere zu unterrichten; stattdessen braucht ihr selbst wieder jemand, der euch die grundlegenden Wahrheiten der Botschaft Gottes lehrt. Ihr habt sozusagen wieder Milch nötig statt fester Nahrung.
13 Wer nur Milch verträgt, ist ein Kind und hat noch nicht die nötige Erfahrung, um sein Leben so zu gestalten, wie es nach Gottes Wort richtig ist.
14 Feste Nahrung hingegen ist für Erwachsene, für reife Menschen also, deren Urteilsfähigkeit aufgrund ihrer Erfahrung so geschult ist, dass sie imstande sind, zwischen Gut und Böse zu unterscheiden.
Illustration, dass zu geistlichem Wachstum auch das Leben in der Gemeinschaft, einem «Jüngerkreis», gehört:
Mike Breen beschreibt in seiner Anleitung «Eine Jüngerschaftskultur aufbauen», S. 69, dass dafür der Kontakt/Integration in eine verbindliche Gruppe (Jüngerkreis/Hadel) eine grosse Hilfe ist:
«Veränderung geschieht nicht im privaten Kämmerlein. Wenn du Angst hast, mit jemandem darüber zu sprechen, weil du denkst, deine Gedanken oder Gefühle seien zu persönlich, wirst du im Wachstum und in der Veränderung gebremst.
Sämtliche von den biblischen Helden begangenen Fehler sind bis in alle Ewigkeit öffentlich. Überlebe mal, wie Petrus sich heute fühlt, wenn er sieht, dass Leute lesen und darüber diskutieren, wie er Jesus verleugnet hat.
Verbindlichkeit ist für Jesus wichtig. Wir sehen es daran, dass er die Jünger in Zweierteams ausgesandt hat.
Über deine inneren Gedanken und äusserlichen Fehltritte mit einem anderen Menschen zu sprechen, kann am Anfang schwierig sein, ist aber letztlich zum Wachstum nötig. Der Kreis dreht sich nicht richtig, wenn eine Speiche ausgelassen wird oder abbricht. Wir können die Verbindlichkeit nicht weglassen und dabei sagen, wir sind Jünger von Christus. So einfach ist das nicht.»
Hilfreiche Literatur für weitere Vertiefung in das Thema:
- Dallas Willard; Gott – du musst es selbst erleben
- Kyle Idleman; Das Herz eines Nachfolgers
- Mike Breen; Eine Jüngerschaftskultur aufbauen
- Timothy Keller; Es ist nicht alles Gott was glänzt
- Timothy Keller mit Kathy Keller: Gottes Weisheit entdecken – ein Jahr mit dem Buch der Sprüche
In diesem letzten Aspekt will ich nicht zu ausführlich schreiben, auch bereits dargelegte Themen nicht wiederholen, sondern darlegen, dass der Glaube an Jesus Christus ein Ziel hat – die ewige Gemeinschaft mit Gott.
Ein Christ, ein Jesusnachfolger hat eine Perspektive für die Ewigkeit. Ja, das sind grosse Worte und es mag der Einwand kommen, woher diese Gewissheit denn kommen würde und ob das nicht überheblich wäre, solch eine Perspektive für sich in Anspruch zu nehmen.
Vorweg:
- Der Glaube an Jesus Christus gibt dem Menschen hier auf der Erde einen Sinn – Lebenssinn und wenn der Heilige Geist in unserem Leben wohnen darf, bestätigt dieser stets die Gewissheit, dass es Gott gibt und dass das Leben auf dieser Erde einen Sinn macht und ich als Jesusnachfolger eine Aufgabe habe.
- Der Glaube an Jesus Christus beinhaltet eine ewige Perspektive. Es geht um Gemeinschaft mit Gott, die Hoffnung und Zuversicht auf ein ewiges Leben in der Gegenwart Gottes. Dies gibt dem Jesusnachfolger in dieser Zeit, die wie bei jedem Menschen Leiden, Schwierigkeiten und Schicksalsschläge beinhalten kann, Kraft und Hoffnung.
- Ein Jesusnachfolger darf aber schon in diesem Leben die Gegenwart Gottes erfahren und in einen «neuen Leben leben», wie die Bibel dies mehrfach bestätigt. Das ewige Leben hat für einen Christusnachfolger jetzt schon begonnen und ein Leben mit Christus macht mehr Sinn als ohne Christus. Es wäre ein freudloses Leben, wenn der Christ erst in der Ewigkeit den Segen der Gemeinschaft mit Gott erfahren würde – das wäre kein attraktives Leben.
Mach dich selber auf die Suche:
Wir haben jetzt ein sehr grosses Themenfeld angesprochen und ich will hier nur einzelne Hinweise geben. Mache dich doch auch selber auf den Weg und suche in einer Bibelkonkordanz oder im Internet nach folgenden Begriffen:
- Das ewige Leben
- Krone der Gerechtigkeit
- Ewigkeit
Worauf ich besonders hinweisen möchte:
«Das Beste kommt noch», darum geht es nun abschliessend. Und das Beste, das auf uns zukommen wird, ist die unmittelbare Gemeinschaft mit Gott und Jesus Christus in der Ewigkeit.
Aber wir können uns nicht nur auf das freuen, was da in Zukunft für uns unmittelbare Realität sein wird, sondern können/sollten uns auch in diesem Leben bereits vermehrt die Frage stellen, wie kann ich mein Leben auf Gott ausrichten und was sollte ich lassen.
Dallas Willard macht in seinem Buch, Kp 10 Hoffnung. Hoffnung auf die Wiederherstellung aller Dinge und dass wir im «Neuen Jerusalem» im Blick auf das Angesicht Gottes leben werden (Offb 22,4). Es lohnt sich dieses Kapitel und somit einen Blick zu bekommen, wie unser Leben in der Gegenwart Gottes einmal aussehen wird, zu lesen.
Ich persönlich «verausgabe» mich nicht in endzeitlichen Spekulationen oder was wann genau kommen wird. In einer kleinen Übersicht «Was geschehen wird…» illustriere ich, welche Ereignisse ein Christ für sich demnächst erwarten sollte und somit auch darauf vorbereitet sein sollte.
Drei Punkte zur Vorbereitung auf das «Beste, das noch kommt» dazu:
Ein Jünger von Jesus bleiben, «Lernender» bleiben:
Über das «Bleiben» habe ich weiter oben (Auf dem Glaubensweg bleiben) ausführlich geschrieben und will mich nicht wiederholen.
Manchmal sagen Menschen auch zu mir: «Lohnt sich denn das»? Oder: «Sei doch realistisch. Die Realität in unserer Zeit ist doch eine ganz andere!»
Da entgegne ich meistens mit den Worten: «Realität ist immer die Welt, in der wir mehr Zeit verbringen!»
Aufsehen auf Jesus, den Anfänger und Vollender des Glaubens:
Andere waren vor uns mit Jesus unterwegs. Andere haben das Ziel schon erreicht. Im Rückblick, dass «Andere vor uns» den Weg des Glaubens beschritten haben und für uns eine Motivation für die Ausdauer sein sollen, ermutigt der Schreiber des Hebräerbriefes mit dem Aufblick auf Jesus Christus:
Hebr. 12, 1-3:
1 Wir sind also von einer großen Schar von Zeugen umgeben, deren Leben uns zeigt, dass es durch den Glauben möglich ist, den uns aufgetragenen Kampf zu bestehen. Deshalb wollen auch wir – wie Läufer bei einem Wettkampf – mit aller Ausdauer dem Ziel entgegenlaufen. Wir wollen alles ablegen, was uns beim Laufen hindert, uns von der Sünde trennen, die uns so leicht gefangen nimmt,
2 und unseren Blick auf Jesus richten, den Wegbereiter des Glaubens, der uns ans Ziel vorausgegangen ist. Weil Jesus wusste, welche Freude auf ihn wartete, nahm er den Tod am Kreuz auf sich, und auch die Schande, die damit verbunden war, konnte ihn nicht abschrecken. Deshalb sitzt er jetzt auf dem Thron im Himmel an Gottes rechter Seite.
3 Wenn ihr also in der Gefahr steht, müde zu werden, dann denkt an Jesus! Wie sehr wurde er von sündigen Menschen angefeindet, und wie geduldig hat er alles ertragen! Wenn ihr euch das vor Augen haltet, werdet ihr nicht den Mut verlieren.
Das Leben entschleunigen:
John Marc Comer, ein Pastor der Gegenwart, der auf der «Rennbahn» des Lebens gehetzt unterwegs war, gibt den Rat zur «Entschleunigung des Lebens».
- Im ganzen Buch geht es um das Thema, Hektik aus dem Leben zu nehmen, um Zeit für Gott und das, was bleibt, zu haben.
- Ab Seite 236 stellt er Zwanzig Ideen zum Entschleunigen vor. Echt hilfreich, besonders Hilfreich, wenn dein Handy, dein E-Mail-Programm, Fernseher, Facebook; Twitter, Instagramm usw. dein Leben dominieren und bestimmen will.
Wenn du zu den Exemplaren gehörst, die gehetzt durch das Leben rennen, dann empfehle ich das Buch von John Marc Comer besonders.
Hilfreiche Literatur für weitere Vertiefung in das Thema:
- Dallas Willard; Gott – Du musst es selbst erleben
- John Mark Comer; Das Ende der Rastlosigkeit – Mach Schluss mit allem was dich hetzt- und komme bei Gott an
- Stanley Hauerwas & William H. Willimon; Christen sind Fremdbürger – wie wir wieder werden, was wir sind
- Tony Reinke; Wie dein Smartphone dich verändert – 12 Dinge, die Christen alarmieren sollten
- Nathan; Überrascht von Furcht
