Leiterschaft...
Leiterschaft – Klärung des biblischen Begriffes
Für die „Gabe“ der Leiterschaft ist es wichtig, zwei zentrale Begriffe des NT für Leiterschaft zu kennen: (1.Kor 12,28, gr. kyberneseis) Röm 12,8 (gr. prohystemi).
Die Bedeutung des Wortes (kypernesis) ist somit auch ein Hinweis auf die Aufgabe/Dienstanweisung: Paulus gebraucht in 1.Kor 12,28 für die Gabe der Leitungen (Plural) den Ausdruck kybernesis, wortverwandt mit kybernetes - der Steuermann, der Kapitän. Vermutlich handelt es sich bei kybernesis um die geistliche Leitung einer ganzen Gemeinde und nicht nur einzelner Amtsträger.
Der andere Begriff, Prohistemi in Röm 12,8, meint „vorstehen“ und dieser Begriff beschreibt die Verwaltung und Zuteilung. Der Begriff stammt ursprünglich aus der Welt der Banken und daher ist die Betonung auf „Sorgfalt“ gelegt.
Fazit: Beide Ausprägungen der Leitungsgabe sind hilfreich und für den Aufbau der Gemeinde von grossem Wert.
Leiterschaft und Management:
In den meisten Büchern über Leiterschaft geht man davon aus, dass die Leser oder Seminarteilnehmer mit den Grundlagen des Themas vertraut sind, und dass in wesentlichen Fragen Übereinstimmung herrscht. Meistens geht es deshalb um die Feinheiten: Wie kann der Führungsstil durch den Einsatz von Organisationstheorien und Management verbessert werden?
Häufig gewinnen Leiter den Eindruck, es komme in erster Linie darauf an, eine Organisation effizient zu verwalten, Methoden richtig anzuwenden. Viele Manager setzen das ihnen bekannte Instrumentarium ein und glauben, sich dadurch als Leiter zu qualifizieren.
Natürlich gibt es Leiter, die auch gute Manager sind und umgekehrt. Aber die beiden Funktionen sind sehr verschieden beschaffen und dürfen nicht verwechselt werden.
Management bedeutet vor allem, Ressourcen zu verwalten und dafür zu sorgen, dass die Organisation reibungslos und effizient funktioniert. Der Manager befasst sich mit Logik, übt Budgetkontrolle aus, bewertet Leistungen, überwacht Fortschritte und leitet, falls erforderlich, korrigierende Massnahmen ein. Der Erfolg des Unternehmens hängt entscheidend von diesen Führungsfunktionen ab.
Mit Leiterschaft haben sie jedoch so gut wie gar nichts zu tun. Man kann jede dieser Aufgaben wahrnehmen, ohne zu leiten. Es geht vielmehr darum, auf aktuelle Situationen zu reagieren. Demgegenüber kann jemand seine Leiterrolle erfolgreich wahrnehmen, ohne auch nur eine dieser Aufgaben zu erfüllen. Leiterschaft ist also weder mit Management noch mit Verwaltung zu verwechseln. Denn:
- Ein Manager kann ein Unternehmen führen und dabei guten Gewinn machen, aber seine Person und sein Charakter können gewaltig unterentwickelt sein. Wenn er jedoch viel mit Menschen zu tun hat, würde ihm die Bibel sehr viel Hilfe geben.
- Ein Leiter darf auch nicht nur ein Verwalter sein. Denn ein Leiter muss eine Vision haben; muss Ziele anstreben und sie in die Praxis umsetzen können. Der christliche Leiter verwirklicht dies in der Abhängigkeit und Korrektur des Meisters.
Autorität - das Markenzeichen des Leiters!
Führungspositionen und Autorität sind eng miteinander verknüpft. Jesus fiel bei zahlreichen Gelegenheiten durch seine Autorität auf. Er sprach mit Autorität, handelte mit Autorität, lehrte mit Autorität, und wenn er gebot, gehorchten ihm sogar Dämonen, Wind und Wasser. Durch seinen Tod und seine Auferstehung wurde ihm alle Gewalt im Himmel und auf der Erde zugesprochen. Er verfügt über sämtliche geistliche und weltliche Autorität (Mt 28,18).
Autorität kann somit als Markenzeichen des Leiters bezeichnet werden. Leiter brauchen Autorität, um ihren Aufgaben gerecht zu werden. Gleichzeitig liegt eine der grössten Schwachstellen darin, dass Autorität missbraucht wird.
In 1.Tim 1,3 erinnert Paulus seinen Jünger Timotheus, dass er seine Autorität in der Gemeinde ausüben soll. Paulus verwendet dafür ein sehr starkes Wort (gebötest)... "Du weisst, wie ich dich ermahnt habe, dass du zu Ephesus bliebest, als ich nach Mazedonien zog und gebötest etlichen, dass sie nicht anders lehrten, ..." (1.Tim 1,3). Timotheus war ein bewährter Mann und war erst nach langer Ausbildung in diese Aufgabe als Leiter eingesetzt worden. Der nächste Punkt bestätigt das.
Führung und Autorität hat nur, wer in der Schule der Unterordnung steht!
Am Beispiel von Timotheus können wir erkennen, dass Gott nur Leute in den Dienst nimmt, die selber in der Schule Gottes geprägt worden sind. Am Beispiel von Timotheus wird auch das Prinzip der "Multiplikation" (2.Tim 2,1-2) illustriert. Ein bewährter Leiter nimmt einen noch unerfahrenen Christen mit und begleitet ihn auf dem Weg zum Leiter und Vorbild für andere.
Wenn Fischer zu Führern werden – Neue Erfahrung der Jünger!
Wir wollen gar nicht lange diskutieren, warum der Meister einfache und ungebildete Menschen als Apostel und erste Führer in der Zeit der Gemeinde Jesu ausgesucht hat. Tatsache ist, dass er sie auserwählt und eingesetzt hat. In der Vorbereitung wurde mir einiges klar. Hier kurz ein Abriss davon:
Die Apostel hatten das Vorrecht, den besten Professor als Lehrer zu erleben
Die Apostel waren Menschen, die durch ihren Herrn ausgebildet waren. Die Zwölf hatten viele Lektionen zu lernen. Sie mussten zu Jüngern gemacht werden und für ihren zukünftigen Dienst und ihre Führerrolle ausgebildet werden.
Von gewöhnlichen Fischern und anderen Berufen kommend, mussten sie bekehrt werden und in Jünger, Nachfolger, Vorbilder, Führer, Lehrer, Apostel umgestaltet werden. Das war ein langer und schwieriger Weg. Sie mussten zu wahren Stellvertretern ihres Herrn werden, die nicht nur seine Botschaft verkündigten, sondern auch seine Grundsätze auslebten und sein Bild wiederstrahlten.
Sie mussten zu Männern Gottes werden, zu Botschaftern eines herrlichen Evangeliums, Apostel Jesu Christi. Seine Eigenschaften und seine Wesensart mussten in ihr Leben eingraviert werden, so dass andere erkennen konnten, dass sie mit Jesus zusammen gewesen waren (Apg 4,13; 1.Petr 2).
Die Apostel lebten und dienten nach Grundsätzen, die ihr Leben und Dienst prägten
Was die Jünger erlebten, ist für uns nicht mehr möglich. Aber nach den Grundsätzen, die ihr Leben prägten und wozu sie erst nach Pfingsten fähig waren, die können wir als Leiter und Christen auf unser Leben anwenden. So erkenne ich aus der Schrift, ...
dass die Apostel Männer waren, die im Heiligen Geist lebten und wandelten:
Sie wussten aus Erfahrung, was ein Erfülltsein mit dem Heiligen Geist bedeutet (Apg 2,4; 4,8.31; 13,9) und erwarteten, in ihrem Gefolge Menschen zu finden, die mit dem Geist erfüllt waren (Apg 6,2.3.5).
Die Apostel waren Männer, die ihre Prioritäten eindeutig festgelegt hatten:
In dem ersten Abschnitt der Apostelgeschichte waren es die Apostel, die für alle Aufgaben in der Gemeinde zuständig waren. Sie predigten, lehrten, zeugten, heilten und verwalteten die Almosen (Apg 4,33-37). In Kapitel 6 wird uns von einer entstehenden Krise berichtet. Die Arbeit wurde zu gross. Man war an eine Stelle der Entscheidung gekommen: Entweder das Werk musste leiden oder man musste einen Teil der Arbeit an andere übertragen. Die Wahl geschah im Lichte göttlicher Prioritäten (Apg 6,1-6).
Die Apostel waren Menschen, die um den Wert der Teamarbeit wussten:
Petrus erhob sich mit den elf an Pfingsten und verkündigte seine grosse Botschaft (Apg 2,14). Es muss ein eindrucksvoller Anblick gewesen sein, diese Männer zusammen dastehen zu sehen – ein Symbol der Einheit und der gegenseitigen moralischen und geistlichen Unterstützung. Es gibt noch weitere Beispiele von Teamarbeit im Kreis der Apostel (Apg 3.1.4; 4,23-31; 8,4).
Die Apostel waren Männer, die eine Botschaft hatten, die in ihren Herzen brannte:
Die Erfahrung eines Jeremias (Jer 20,7-9) machten auch die Apostel. Mutig antwortete Petrus den Führern Israels: "Wir können's ja nicht lassen, dass wir nicht reden sollten von dem, was wir gesehen und gehört haben". Dieser innere Zwang zum Reden erwuchs aus dem Gehorsam Gott selber gegenüber (Apg 4,19-20).
Hilfreiche Literatur für weitere Vertiefung in das Thema:
- Oswald Sanders; Verantwortung, Leitung, Dienst – Führungsaufgaben in Gemeinde und Mission
- Prof. Dr. M. Herbst: Führungsstile und Führungsinstrumente in der Mitarbeiterführung; www.hrmbooks.ch/mitarbeiterfuehrung/, zuletzt abgerufen am 23. 7. 2022
- Peter Böhlemann / Michael Herbst; Geistlich leiten – Ein Handbuch
- Richard Clinton / Paul Leavenworth; Leiterschaft – wie fange ich an?
In aller Kürze einige Feststellungen zu den wichtigsten „inneren Voraussetzungen von einem Leiter/Leiterin“, wie sie in 1.Tim 3 und Titus 1 aufgeführt sind:
In den Anweisungen Gottes für Leiter/Leiterinnen in der Gemeinde können die moralischen Voraussetzungen und die geistlichen nicht voneinander getrennt werden. Die wichtigsten Anweisungen stehen in 1.Tim 3 und Titus 1. Weiter gibt uns auch die Apostelgeschichte (z.B. 20,28), der 1. Petrusbrief und weitere Stellen in der Briefliteratur des Paulus Anweisungen zu diesem Dienst.
Ich lehne Leiterschaftstraining und -Schulung in keinster Weise ab. Persönlich habe ich mir durch Kurse und Studium viele Kompetenzen als Leiter angeeignet. Aber – letztlich kommt Charakter vor Charisma.
Die Wichtigste Voraussetzung für einen Leiter/Leiterin ist aber der Charakter. Schulung kann man sich reinziehen – wie wir so sagen. Aber Charakter und Weisheit wie die Bibel es versteht, entsteht in einem Reifeprozess, in der Beziehung mit Christus und im Gehorsam Gott und Menschen gegenüber. Hier deshalb in aller Kürze einige Punkte zu den Charaktereigenschaften von einem Leiter/Leiterin nach der Bibel:
Ihr Leben soll die Arbeit/Dienst unterstrichen und nicht durchstrichen – Thema Glaubwürdigkeit:
Der Aufseher muss „untadelig“ sein (1.Tim 3,2). Nicht vollkommen, aber...
- er sollte keine Probleme mit Frauen, Trunksucht, Geld usw. haben;
- darf nicht durch seinen Wandel zum Anstoss oder Gerede werden in der Gemeinde und in der Welt.
Sie sollen einen feststellbaren Unterschied darstellen:
„... wenn aber jemand dem eigenen Hause nicht vorzustehen weiss, wie wird er für die Gemeinde sorgen? (1.Tim 3,5).
Sie sollen bereits erfahren haben, welche Probleme das Christsein mit sich bringen kann:
“... nicht ein Neubekehrter, damit er nicht aufgebläht dem Gericht des Teufels verfalle“ (1.Tim 3,6).
- Nicht ein frischer Trieb sein...
- Nicht aufgeblasen (das gr. Wort meint hier „voller Rauch erfüllt“). Wer so ist, hat keinen klaren Blick für Gottes Sache und die Sache der Gemeinde/Leute.
Ihr Glaube sollte auch in/durch die Erziehung der Kinder sichtbar werden:
„... gläubige/treue Kinder hat, die nicht eines ausschweifenden Lebens beschuldigt werden oder aufsässig sind“ (Titus 1,6).
- verschiedene Auslegung... (müssen alle Kinder im Glauben stehen oder nicht?)
- sicher aber dürfen die Kinder nicht den Dienst des Vaters durch den Wandel verunmöglichen/erschweren...
Hilfreiche Literatur für weitere Vertiefung in das Thema:
- Gordon MacDonald; Warum Jesus keinen Burnout hatte – Von innen heraus stark sein
- Günter Krallmann; Leidenschaftliche Leiterschaft – Der Auftrag Jesu zur Mission
- Henry Cloud; Charakter gefragt – Sechs unverzichtbare Eigenschaften für Menschen in Verantwortung
- John C. Maxwell; Charakter und Charisma – Die 21 wichtigsten Qualitäten erfolgreicher Führungspersönlichkeiten
- Magnus Malm; In Freiheit dienen – Leiten auf den Spuren Jesu
Leiter werden ist wie der der Einstieg in einen Handwerksberuf, eine Lehre, ein Studienbeginn – beginne damit:
Fertige und perfekte Leiter fallen nicht vom Himmel. Es gäbe sehr viel zu berichten, wie ein Mann, eine Frau Leiter/Leiterin werden kann.
Von der Schreibweise formuliere ich nicht ständig Leiter/Leiterin, sondern mit Leiter meine ich beide Geschlechter.
Hier beschränke ich mich auf wenige Hinweise – zur Vertiefung empfehle ich einige Hinweise auf weiterführende Literatur. Ich erwähne hier, was mir eine Hilfe war, Leiter zu werden:
Leiter werden beansprucht viel Zeit:
Wichtig ist die Entscheidung, dass du dich nicht um dich und deine eigenen Bedürfnisse drehst, sondern dass du dich bemühst, deine Gaben zu erkennen und lernst, dass diese Gaben dazu bestimmt sind, ANDEREN zu dienen.
Leiter werden heisst, ich steige in Lernfelder ein:
Als ich mit 17 Jahren meine erste Lehre als Schreiner begann, musste ich um 7:00h in der Werkstatt sein und um 17:00h war dann Schluss.
Als ich später die Technikerschule für Schreiner besuchte, Werkstattleiter und Betriebsleiter war und mit dem Theologiestudium begann, war mehr Freiheit da für die Zeitgestaltung, aber grundsätzlich habe ich mehr gearbeitet. Wo mehr Verantwortung ist, kommt eine grössere Freiheit. Aber das Arbeitspensum wurde grösser. Disziplin muss bleiben und der Eifer, mehr von dem Fachgebiet zu erfahren in dem ich als Leiter tätig bin.
Leiter werden heisst, sich einzelnen Menschen anzuvertrauen, von ihnen lernen und mich so von ihnen prägen zu lassen:
Es gibt nur wenige Menschen, von denen ich ein gutes Stück «Vorbild» abschneiden konnte. Bei vielen Leitern stellte ich mit der Zeit fest, dass es ihnen – wenn es brenzlig wird – meistens um sie selber und um ihre Ehre geht.
Ich hatte das Vorrecht, einen wirklich guten «Vikariatsvater» zu haben, der mir einiges über Leiter und Gefahren von Leiter – besonders in Krisenmomenten lernte. Dazu bin ich sehr dankbar.
Gute Leiter prägen. Sie prägen aber auf eine Weise, die nicht erdrückt, sondern die mir Einblick geben, was diesen menscheneine Hilfe war um ihre Arbeit als Leiter gut auszuüben. Ein gutes Vorbild zeigt den weg auf, nimmt sich dann aber auch rechtzeitig zurück, damit ich als «Lernender» meinen eigenen Weg finden kann (vgl. das biblische Prinzip, 2. Tim 2, 1-2).
Ein guter Leiter werde ich, wenn ich mich nicht mit anderen Leiter vergleiche:
Wenn ich mich ständig mit anderen Leiter vergleiche, werde ich lediglich ein «Hampelmann/Person/Figur, die durch Fäden (Methoden anderer) geleitet wird. Vergleichen ist Gift auf dem Weg des sich Entfaltens, dem eigenen Weg finden ist ein schlechter Weg. Da wirst du nur eine Kopie, keine Persönlichkeit. Vergleichen lässt dich ständig auf dem Übungsfeld manövrieren, ohne dass du an Profil zunehmen kannst.
Leiter wirst du, wenn du im Kleinen beginnst, im Kleinen treu bist:
Das ist ja ein biblisches Prinzip. Ich habe als Jungscharleiter angefangen. Mein Bruder hat mir einmal eine «Tonbandkassette» gegeben, wo er meine erste Andacht aufgenommen hat. Ich bin innerlich fast gestorben. Heute kann ich mir zuhören – auch wenn das immer noch schwierig ist. Aber die Zeitspanne als ich als Leiter angefangen hatte bis ich nun diesen Artikel schreibe umfasst bald fünfzig Jahre.
Ein guter Leiter wirst du, wenn du nicht «Knecht» der Menschen wirst:
Damit meine ich nicht, dass ich den Rat von Menschen grundsätzlich ablehne. Aber ich habe im Rückblick auf die letzten bald fünfzig Jahre Leiterschaft nur sehr, sehr wenige Menschen erlebt, die sich nicht unterwegs «verabschiedet» haben, sondern es sind noch zwei oder drei Personen, denen ich eine Stimme gebe, um in mein Leben reden zu können. Meisterns haben sich Menschen verabschiedet, wenn ich nicht das getan habe, was sie wollten.
Ein Spruch, der mich auf meinem Weg als Leiter immer wieder ermutigt hat, möchte ich hier zitieren:
"Höre nicht was Menschen sagen, tue ruhig deine Pflicht, Gott wird nicht die Menschen fragen, wenn Er dir sein Urteil spricht, ob mich Menschen tadeln, loben ob sie mich auch mißverstehn - Herr Dein Wohlgefallen droben, soll mir über alles gehn."
In der Schule Gottes bleiben:
Mir ist klar, dass ein Christ, ein Leiter, die Beziehung mit Gott auf unterschiedliche Weise frisch und lebendig halten kann. Bei mir ist es das Studium der Bibel, auf den Heiligen Geist hören und sehr, sehr viel lesen – besonders Biographien.
In den Rückspiegel schauen – Vorbilder vor meiner Zeit studieren:
Der Radius und die geographische Positionierung meiner Tätigkeit ermöglicht es mir nicht, ständig unterwegs zu sein, sondern ich begegne Vorbildern besonders in der Form von Lesen, Biographien.
Gott spricht zu uns Menschen ja immer in den Kontext der jeweiligen Situation und wenn ich durch das Studium von Biographien also «in den Rückspiegel schaue», dann bekomme ich Einblick in das Leben von Menschen vor meiner Zeit, ich ihr Situation und bekomme Einblick, wie diese Personen von Gott geführt wurden.
Hilfreiche Literatur für weitere Vertiefung in das Thema:
Literatur allgemein zu diesem Thema:
- Kevin Leman, William Pentak; Das Hirtenprinzip – Sieben Erfolgsrezepte guter Menschenführung
- Thomas Härry; Die Kunst des reifen Handelns
- Thomas Härry; Von der Kunst, andere zu führen
- Gordon MacDonald; Ordne dein Leben – Perspektiven für den Umgang mit dem Leben und der Zeit
Auswahl von Biographien:
- Eric Metaxas; Bonhoeffer – Pastor, Agent, Märtyrer und Prophet
- Eric Metaxas; Luther – der Mann, de Gott neu entdeckte
- Eric Metaxas; Sieben Frauen, die Geschichte schreiben
- Eric Metaxas; Sieben Männer, die Geschichte schreiben
- Michael Kotsch; Helden des Glaubens Teil I – 33 Kurzbiographien aus der Kirchengeschichte
- Michael Kotsch; Helden des Glaubens Teil II – 22 Kurzbiographien aus der Kirchengeschichte
- S. Pearce Carey; William Carey – Der Vater der modernen Mission
Gott beruft in die Leiterschaft:
Ja, es ist Gott selber, der in die Leiterschaft beruft. Das Berufungserlebnis mag ganz unterschiedlich sein oder eine Person wird von bestehender Leiterschaft in einer Kirche ermutigt, mehr Verantwortung für einen Bereich zu übernehmen oder "probeweise“ in ein Leiterschafts-Team einzusteigen.
Ein Blick in die Bibel, wo berichtet wird wie Gott Leiter beruft, sehen wir, dass Leiter wir Mose oder Jeremia sich nicht geeignet hielten, die für sie von Gott bestimmte Aufgabe zu übernehmen. Auffallend wie z. B. bei Mose ist, dass Gott ihnen andere Personen zur Seite stellt, die sie in der Aufgabe unterstützen – bei Mose war es sein Bruder Aron.
Leiter sind beim Einstieg in die Leiterschaft noch ungeübt -so konnte Mose nicht gut reden und Jeremia erachtete sich als zu Jung. Timotheus war offensichtlich sehr ängstlich und Josua benötigte eine starke Ermutigung von Gott um die Leiterschaft von Mose zu übernehmen.
In der Bibel wie in Kirche und Werken sehen wir, dass Gott Menschen, die er für Führungsaufgaben auswählt auch in die Schule nimmt. Es ist, wie wenn der Meister seine Hand anlegt, damit ein brauchbares Gefäss entstehen kann (Jer 18,6).
Weiter ist bei jeder Person irgendwo aus der Schrift eine göttliche Legitimation (Berufung/Einsetzung) und auch eine Qualifikation (oft erst nach längerer Zeit der Schule Gottes) feststellbar.
Ohne Leidenschaft keine Leiterschaft:
In einer bestehenden Kirche setzt die bereits eingesetzte Leiterschaft neue Leiter ein. Lediglich die Bereitschaft von Menschen, dass sich ein Bereich weiter entwickeln soll oder ein Bereich der Kirche plötzlich ohne Leiter ist genügt noch nicht, um in die Leiterschaft eingesetzt zu werden.
Nebst den geistlichen Qualifikationen sollte eine Leidenschaft für das Rich Gottes da sein und die Bereitschaft, anderen Menschen zu dienen.
Unten nun einige Hinweise/Kennzeichen der Apostel, welche sie für die Aufgabe als Leiter qualifizierte. Dies sind gute Kennzeichen, die wir auch bei neuen Leitern vor der Einsetzung in eine Aufgabe suchen sollten und es ist zu empfehlen, gegenseitig ein Jahr Probezeit einzuplanen.
Dass die Apostel Männer waren, die im Heiligen Geist lebten und wandelten:
Sie wussten aus Erfahrung, was ein Erfüllt sein mit dem Heiligen Geist bedeutet (Apg 2,4; 4,8.31; 13,9) und erwarteten in ihrem Gefolge Menschen zu finden, die mit dem Geist erfüllt waren (Apg 6,2.3.5).
Die Apostel waren Männer, die ihre Prioritäten eindeutig festgelegt hatten:
In dem ersten Abschnitt der Apostelgeschichte waren es die Apostel, die für alle Aufgaben in der Gemeinde zuständig waren. Sie predigten, lehrten, heilten und verwalteten die Almosen (Apg 4,33-37). In Kapitel 6 wird uns von einer entstehenden Krise berichtet. Die Arbeit wurde zu gross. Man war an eine Stelle der Entscheidung gekommen: Entweder das Werk musste leiden, oder man musste einen Teil der Arbeit an andere übertragen. Die Wahl geschah im Lichte göttlicher Prioritäten (Apg 6,1-6).
Die Apostel waren Menschen, die um den Wert der Teamarbeit wussten:
Petrus erhob sich mit den elf an Pfingsten und verkündigte seine grosse Botschaft (Apg 2,14). Es muss ein eindrucksvoller Anblick gewesen sein, diese Männer zusammen dastehen zu sehen – ein Symbol der Einheit und der gegenseitigen moralischen und geistlichen Unterstützung. Es gibt noch weitere Beispiele von Teamarbeit im Kreis der Apostel (Apg 3,1.4; 4,23-31; 8,4).
Die Apostel waren Männer, die eine Botschaft hatten, die in ihren Herzen brannte:
Die Erfahrung eines Jeremias (Jer 20,7-9) machten auch die Apostel. Mutig antwortete Petrus den Führern Israels: „Wir können’s ja nicht lassen, dass wir nicht reden sollten von dem, was wir gesehen und gehört haben“. Dieser innere Zwang zum Reden erwuchs aus dem Gehorsam Gott selber gegenüber (Apg 4,19-20).
Die Apostel waren Männer, die ihre Botschaft mit praktischer Weisheit und einem vom Heiligen Geist erleuchteten Verständnis verkündigten:
Es erstaunt, dass einfache Fischer in der Lage waren, eine ganze Stadt mit dem Evangelium von Jesus Christus in Aufruhr zu versetzen (Apg 5,26-28). Auch fällt auf, dass ihre Botschaft die Fanatiker verärgerte, verblüffte die Gegner und forderte die intelligenten Menschen zum Nachdenken heraus (Apg 2,37; 4,4; 5,17.34-39).
Die Apostel waren Männer des freudigen Leidens und Opferns:
Freudiges Leiden ist eine der hervorstechenden Eigenschaften der Apostel. Armut und Leiden konnte sie nicht davon abhalten, ihr Leben als lebendiges Opfer auf den Altar des Herrn zu legen. Sie dienten ihm ohne Vorbehalte, ohne die Kosten zu zählen. Hier einige Beispiele: Apg 4,21-31; 5,41; 7,60; 1.Petr 2,20-21; Apg 12,2.
Hilfreiche Literatur für weitere Vertiefung in das Thema:
- Tom Marshall; Erfolgreiche Leiterschaft – (K)ein Ding der Unmöglichkeit
- Thoma Schirrmacher; Führen in ethischer Verantwortung – Drei Seiten jeder Entscheidung
Zwei Gefahren, wenn einem Leiter „Macht“ gegeben wird:
In jeder Kirche, Verein oder unternehmen besteht die Gefahr:
Macht zu missbrauchen oder Macht/Autorität, die einem Leiter/Leiterin anvertraut wurde, nicht anzuwenden:
- Eine Person, der Verantwortung anvertraut wurde wird in der Ausübung dieser Aufgabe oft zwischen DIE SACHE SEINEN WEG FINDEN LASSEN UND JETZT MUSS ICH HANDELN … wählen müssen. Das ist nicht einfach.
- Was ich dir aus Jahrzehntelanger Leiterschaft -sowohl in der Industrie wie in der Kirche sagen kann, ist - Deine Entscheidung wird angezweifelt und im Umfeld der Kirche sogar oft von „Geschwistern“ auch als falsch oder „fleischlich“ bezeichnet werden. Damit musst du als Leiter klarkommen. Deshalb ist es auch so wichtig, dass du dir deiner Berufung als Leiter/Leiterin sicher bist und auch einen Mentor/Mentorin hast, der/die dich in besonderen Herausforderungen und Entscheidungen begleitet.
Macht ist nicht „per se/von selbst“ immer zerstörerisch:
Warum wird Macht so oft missbraucht? Einige vertreten die Ansicht, Macht sei als Teil der gefallenen Schöpfung von Grund auf schlecht. Angefangen habe alles mit der von Luzifer begangenen Ursünde: Er rebellierte und wollte sich Macht und Autorität aneignen, die ihm nicht zustanden.
Wenn diese These stimmt, erscheint es geradezu logisch, dass seit dem Sündenfall Machtkämpfe aus unseren Beziehungen nicht mehr wegzudenken sind.
- Grundsätzlich ist es so, dass die Bibel Macht kennt, dass sie uns sowohl im Alten wie im Neuen Testament aufzeigt, dass Gott oder im Neuen Testament dann die Kirche Menschen Leiterschaft und somit Macht anvertraut.
- Gute Leiterschaft und Autorität/Macht im Sinne von Gott auszuüben hat sehr viel mit Charakter zu tun und natürlich auch, dass ein Leiter/Leiterin sich nicht in sich selbst verselbstständigt, Macht missbraucht, sondern in der Schule Gottes und den Beziehungen mit Menschen und einem Mentor/Mentorin bleibt. Es geht da um Rechenschaftspflicht.
Ja, Macht/anvertraute Autorität kann missbraucht werden:
Erst der Verwendungszweck erlaubt eine Einteilung in "gut" und "schlecht". Bott verfügt über alle Macht/Gewalt und weitre oben haben wir dargelegt, dass die Bibel Leiterschaft kennt. Es ist nicht so – wie in einigen Kirchen betont wird -, dass alle alles machen können und kein Unterschied mehr da sei. Die Bibel lehrt das klar, dass es Leiterschaft gibt und dass wir diese Leiterschaft – wenn nach Gottes Willen umgesetzt wird, ehren und respektieren sollen (z.B. Hebr. 13,1.17).
Macht bringt sogar in einer gefallenen Welt, in den Händen von gefallenen Männern und Frauen, Segen und Fluch. Auf der einen Seite rettet und schützt sie Leben, auf der anderen Seite bedroht und zerstört sie es. Das Argument umzukehren und Machtlosigkeit als Ideal hinzustellen, wäre völlig falsch; denn auch sie kann das Leben von Menschen, die darin gefangen sind, ruinieren.
Selbst wenn Macht moralisch neutral ist, müssen wir uns fragen, was uns als gefallene Menschen für die zerstörerische Wirkung der Macht besonders anfällig macht und zwar vor allem dann, wenn wir sie zu lange ausüben. Es lohnt sich, die Bibel einmal auf diese Fragestellung hin zu lesen. Klassische Symptome für missbrauchte Macht wird deutlich durch: Stolz, Überheblichkeit, Selbstbereicherung, mangelnde Sensibilität, Dominanz und Tyrannei.
Zwei Illustrationen/Beispiele der Bibel, wie Leiter ihre ihnen anvertraute Macht missbraucht haben:
König Usia
Kennzeichnend in seinem Leben ist auch, dass Gott einem Führer Gelingen schenken kann, wenn er in seiner Abhängigkeit lebt (2.Chron 26,5). Aber Usia konnte mit diesem Segen Gottes (V. 15+16) nicht richtig umgehen – er wurde überheblich und handelte eigenmächtig.
- 2.Chron 26,16 macht das deutlich. Das NT bestätigt, dass ein Führer nicht eigenmächtig handeln darf (Titus 1,7).
- Tragisch im Leben Usias ist, dass er Korrektur nicht angenommen hat (V. 16-18). Er schlug nicht "in sich" wie David, sondern "um sich" (V. 19f.), und so hat ihn Gott mit Aussatz bestraft (V. 20).
Saul – der König nach dem Herzen der Menschen!
Gottes Volk sehnte und erflehte von Gott einen König, der ihnen vorangehen kann. In den Kriterien der Auswahl standen Dinge wie Grösse und Schönheit.
Ein Bibelausleger meint, dass Gott dem Volk mit Saul illustrieren will, dass ein König/Führer für das Volk Gottes nicht nach den Kriterien der Welt, sondern nach Gottes Herzen beschaffen sein muss. Saul war nicht bereit zu seinen Fehlern zu stehen, sondern wurde zum Versager:
- 1.Sam 13,8-14: – unfähig, auf Gottes Stunde zu warten!
- 1.Sam 14: – unfähig, Gottes Handeln zu erkennen und zu fördern (wurde durch seine unüberlegten Entscheidungen zum Bremser!
- 1.Sam 15: – seine Weigerung, Gottes Befehle auszuführen (Statt Busse schwang er eine "fromme" Rede).
- 1.Sam 15,3: – Saul ist nicht bereit einem anderen den Platz zu geben, den Gott dazu berufen hatte
Hilfreiche Literatur für weitere Vertiefung in das Thema:
- Markus Liebelt; Was Macht mit Menschen macht
- Michael Herbst & Thomas Härry (HG); Von der dunklen Seite der Mache – Was Führung gefährdet und was sie schützt
- Steven B. Sample; Führen sie, wie sie wollen – intuitiv, revolutionär, einzigartig
Beziehung zu den Menschen – leben, nicht nur predigen:
Immer mehr wird mir bewusst, dass die Beziehung zu Mitmenschen, die Freundschaft, der gemeinsame Weg sehr wichtig ist, damit die biblische Botschaft Eingang in das Herz eines Menschen finden kann. Wie dein Christsein ansteckend werden kann, beschreibt Bill Hybels in seinem Buch: Bekehre nicht – lebe. Dieses Buch gehört in das Regal von jedem christlichen Leiter.
Ein Leiter muss Beziehungsfähig sein, transparent sein und bereit sein, im Team zu arbeiten:
Graige Groschel schreibt sehr gut, wie entscheidend wichtig es ist, dass ein Leiter bereit ist im Team zu arbeiten. Er beschreibt in seinem Buch immer wieder über die besondere Atmosphäre in Gemeinden, die Es, eben das anziehende, erfrischende gewisses Etwas haben, das andere Menschen anzieht.
Er vergleicht dies auch am Bild des Leibes, 1Kor 12,12, wo die verschiedenen Glieder den Leib ausmachen. Speziell ist das Zitat von Mutter Theresa, die zwar durch ihre grosse Leidenschaft und Hingabe bekannt wurde, aber Teamarbeit offenbar sehe wichtig war in ihrem Dienst. Sie schreibt: „Niemand von uns, ich eingeschlossen, kann grosse Dinge in seinem Leben tun. Aber wir alle können kleine Dinge mit grosser Liebe tun, und zusammen können wir etwas Wunderbares vollbringen.“
Beziehung zum Wort Gottes:
Es ist klar, dass ein Leiter eine stetige und funktionierende Beziehung zu Gott, Jesus Christus und dem Heiligen Geist haben und pflegen muss. Das Wort Gottes ist ein Leitfaden, Wegbegleiter, um diese Beziehungen zu pflegen. Ein christlicher Leiter muss nicht Theologe sein, aber seine Beziehung zum Wort Gottes sollte stetig wachsen. Er muss sich mit dem Wort Gottes beschäftigen, weil das Wort Gottes die Quelle der göttlichen Offenbarung und die Wegweisung für seinen Dienst darstellt. Gottes Wort weist einem Leiter den Weg. Gottes Wort verändert Verstand, Herz und Charakter (vgl. Hebr 4,12-13; 5,11-14).
Hilfreiche Literatur für weitere Vertiefung in das Thema:
- Bill Hybels; Bekehre nicht – lebe! So wird ihr Christsein ansteckend
- Graig Groeschel; unwiderstehlich – Das Geheimnis anziehender Gemeinden
- Jim Collins; Der weg zu den Besten – Die sieben Management-Prinzipien für dauernden Unternehmenserfolg
Leiter/Leiterin bleiben, indem ich stetig bemüht bin zu wachsen:
Erneut ist es MacDonald, den ich hier zitieren möchte. Er bringt die ganze Sache auf einen Punkt, indem er sagt: Wir wachsen, ...
a) indem wir Zuhörer werden (Getrieben oder Berufen, S. 105);
b) durch Lesen (Getrieben oder Berufen, S. 107);
c) durch disziplinierte Weiterbildung (Getrieben oder Berufen, S. 109).
Ein Leiter wächst besonders durch "Stille Orte"
In der Leiterschaft stehen ist keine leichte Aufgabe. Wer dachte da nicht schon daran aufzugeben oder den Bettel „hinzuschmeissen“ wie Mose (4.Mose 11,11f.). Dies ist dann oft:
- Der niedergeschmetterte Zustand, G. MacDonald, zurück zur ersten Liebe, S. 46/1
- ein "desillusionierter", "geschlagener", "entmutigter" Zustand, G. MacDonald, z.z.e.L., ab Seite 48.
Was ein Leiter in dieser Situation braucht, ist Stille und Geborgenheit bei Gott:
- G. MacDonald bringt das Empfinden von Leiter auf den Punkt..., z.z.e.L., S. 156/1
- Das Prinzip "Kraft aus der Stille" kannte und praktizierte Jesus schon: Lk 4,14; 5,16; Mk 1,35f.
- Ein Leiter muss auf Gott hören, G. MacDonald, Ordne dein Leben, S. 129/1
Praktischer Tipp: MacDonalds Regeln für (d.h. natürlich – gegen) schlechte Zeitplanung
In der Aufgabe als Leiter "Getriebener" oder als "Berufener" zu sein, hängt weitgehend davon ab, wie ein Leiter mit seiner Zeit umgeht/sie einteilt. Der Rat von G. MacDonalds Zeiteinteilung ist gut und hilfreich, vgl. Ordne dein Leben, S. 75f.
Privilegien, die wir verlieren können:
Es ist wie bei König Usia (2.Chronik 26). Wenn wir als Leiter und Führer nicht mehr auf Gott hören oder den "Grössenwahn" bekommen, oder sogar mit Gottes Segen in unserem Leben nicht richtig umzugehen wissen, werden wir/ich die Verbindung und Abhängigkeit mit dem Meister nicht mehr suchen; ich werde dann selbständig. Was wir dann verlieren können, beschreibt G. MacDonald in: Ordne dein Leben, S. 119f., sehr treffend.
Mein persönlicher Rat als Vorsorge, dass ich Privilegien und die Vollmacht als Leiter/Leiterin nicht verliere kurz in vier Zeilen formuliert:
Verbocks nicht als Mann, indem du dich sexuellen Praktiken oder Gelüsten im Internet hingibst und dir vorstellst, mit attraktiven Frauen in Gedanken Ehebruch zu begehen.
Verbocks nicht als Mann, deine Identität von deinem Titel, Erfahrung oder der Anzahl Gottesdienstbesucher zu definieren.
Verbocks nicht als Frau, indem du zu viel redest – „Tratsch“.
Verbocks nicht als Frau, indem du dich mit deinem Körper in den Vordergrund stellst/spielst, sondern suche deine Kompetenz und Glaubwürdigkeit als Jüngerin von Jesus Christus.
Unterwegs in der Beziehung mit Gott und seiner Autorität bleiben:
Führen kann nur, wer geführt wird!
Saulus wurde von Gott mit Blindheit geschlagen (Apg 9,8). Er, der „fleissige Pharisäer“, der mit "Vollmacht beauftragte Mann" (Vollmacht von Menschen), musste von seinen Helfern an der Hand geführt werden (vgl. dazu Römer 2,17-24).
Gott gibt Autorität – man kann sie sich nicht selber nehmen/geben!
Diese fast demütige Feststellung musste Paulus, der studierte Mann, erfahren. Was wir in Teil II des Seminars über die göttlichen Grundsätze in der Heranbildung seiner geistlichen Elite gehört haben, ist hier ebenfalls einzureihen. "Mann" oder "Frau" kann sich Autorität nicht durch Bücher oder mit einem Titel aneignen. Nein, Gott gibt sie, wem er will.
- Paulus wird von Ananias gesegnet (Apg 9,17)
- Aus der Schrift ist klar erkennbar, dass derjenige, der segnet grösser ist als der, welcher den Segen empfängt (Hebräer 7,7).
- Ananias war vermutlich kein Theologe (hatte also keinen Kommentar geschrieben usw.). Der einzige Titel, den er hatte, war: "Jünger" (Apg 9,9).
Hilfreiche Literatur für weitere Vertiefung in das Thema:
- Charles Sibthorpe; Unter höherem Befehl
- Dave Kraft; Langstreckenleiter – Gott im Blick, das Ziel vor Augen
- Gordon MacDonald; Getrieben oder berufen
- Erwin Lutzer; Wir werden nicht schweigen
- Kevin Leman/William Pentak; Das Hirtenprinzip – Sieben Erfolgsrezepte für gute Menschenführung
- Thomas Härry; Die Kunst des reifen Handelns